ABS beim Rekuperieren?

Vorneweg: Ich nutze kein OPD, auch wenn die Frage dafür sicher auch relevant ist.

Mir stellt sich im Hinblick auf die nahende kalte Jahreszeit die Frage, ob das ABS auch beim Rekuperieren eingreift. Im Handbuch konnte ich dazu nichts finden.

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Ich denke nicht. In der Betriebsanleitung habe ich was über „Fahren“ gefunden, das stand dass man im Winter das OPD auf „aus“ oder „low“ stellen soll. Daher gehe ich da in aus dass das abs nicht greift, wohl aber die andere. Sichheitssysteme.

https://support.polestar.com/de/polestar-2/2021/article/Fahren-im-Winter/

Grundsätzlich kann das normale ABS beim Rekuperieren nicht eingreifen, das ABS löst den Bremseingriff sobald Blockieren bzw. Raddrehzahlunterschiede erkannt werden. Da bei Rekuperieren kein Bremseingriff stattfindet kann das normale ABS hier auch nicht den Bremseigriff zurücknehmen.

Um das zu Erreichen müsste die Stärke der Rekuperation selbst reduziert werden. Da aber nur 2 Motoren (in diesem Fall Generatoren) vorhanden sind könnte das bestenfalls achsweise erfolgen. Vorne wäre dies ohne Fahrstabilität zu verlieren noch denkbar, Reku nur hinten hat auf glatter Straße einen ähnlichen Effekt wie 'ne angezogene Handbremse -> für ungeübte sehr unschön.

Bleibt also nur eins: wenn’s denn glatt ist Reku aus und ganz zart mit den Pedalen umgehen.

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Wie ABS funktioniert ist mir klar und doch, es könnte beim rekuperieren eingreifen: Genau, wie Du schreibst, indem die ABS-Steuergeräte die Stärke der Rekuperation verringert bzw. ganz abschaltet, wenn die Räder blockieren.

Hier wird anscheinend wieder Rekuperation mit OPD (One Pedal Driving) gleich gesetzt, was nicht der Fall ist. Die genannte Einstellung bezieht sich allein auf OPD. Selbst wenn die auf ‚Aus‘ ist (so wie bei mir aus verschiedenen Gründen), wird beim Bremsen immer noch mit 2.2m/s^2 durch die Rekuperation gebremst. Erst darüber kommt die mechanische Bremse dazu (‚Blended Braking‘).

Der Punkt, bei dem die Bremse einsetzt, kommt sehr spät. Gefühlt an einem Punkt, bei dem ich bei ungünstigen Straßenverhältnissen bereits mit ABS-Einsatz rechnen würde.

Selbst wenn ich stärker bremse und dann die mechanische Bremse durch das ABS wieder gelöst wird, würde das Rad nicht wieder frei drehen, sondern immer noch durch die Rekuperation abgebremst - eher suboptimal.

Habe leider nicht daran gedacht, diesen Punkt beim Fahrsicherheitstraining vor 2 Wochen zu testen. Da das Ausbrechen im Vergleich zu den anderen teilnehmenden Fahrzeugen allerdings fulminant war, bin ich gespannt, was der Winter bringt. Der kommt bestimmt früher, als die Antwort auf meine Anfrage beim PS-Support.

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Wie du sagst (und so habe ich das auch gemeint) ist es völlig egal ob die Reku über OPD oder Bremspedal aktiviert wird bzw. werden soll.

Sobald Raddrehzahlunterschiede erkannt werden MUSS die Reku ausgeschaltet werden und das Fahrzeug benutzt ausschließlich die Reibbremse. Ich denke (und hoffe) das dies auch beim PS2 der Fall ist.
Als Fahrer kannst du dem System helfen indem du bei winterlichen/glatten Bedingungen schon von vornherein die Reku ausschaltest. Beim PS2 wirkt sich das anscheinend lediglich auf’s OPD aus d.h. die Reku am Bremspedal bleibt und wird im Falle eines Falles vom Bremssystem selbst abgeworfen.

Wenn das zu langsam geschieht könnte das eine Ursachen für das Ausbrechen bei deinem Training gewesen sein.

PS.: die Reku auch auf der Bremse manuell abzuschalten ist ein guter Punkt für die Feature Wunschliste.

Habe ich beim Schneeeinbruch letzthin gut testen können…:grin:

Ja, das ABS greift auch bei der Reku ein…

Und nein, er schaltet die Reku nicht ab, weil das hier schon vermutet wurde.

Ich habe auf Schnee an einem recht starken Gefälle die Reku immer stärker zum verzögern genutzt bis der Wagen angefangen hat zu rutschen. Ab da kam dann das ABS hör- und spürbar und der Balken bei der Reku blieb unverändert.

Kein Hinweis auf irgendeine Abschaltung wie man es z.B. beim Ioniq deutlich spürt.
Ich habe es auch mehrfach ausprobiert.

Edit:
PS: Ich habe keine unbestechlicgen Beweise wie Logfiles o.ä. aber eben auch keine Hinweise für eine Abschaltung.

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Huch, das las sich vorhin anders, meine ich.

Jetzt erklär mir doch bitte folgendes:

  • in deinem Fall auf Schnee reduziert sich der Reibschluss zwischen Straße und Rad
  • Mindestens ein Rad rutscht, sonst hat ja ABS nichts zu tun
  • damit das Rutschen aufhört muss die Bremsleistung reduziert werden

Wie kann das bremsende Moment bei gleicher Rekuperation reduziert werden?

Das die Anzeige bleibt ist für mich kein Beweis das die Reku wirklich noch aktiv ist.

ist vielleicht zu pingelig, aber ESP reduziert das Bremsmoment nicht einfach, sondern bremst gezielt einzelne Räder zusätzlich, um die Fahrstabilität wieder herzustellen. Das ist heute typischerweise implementiert.
Das alte ABS hat in der Tat einfach Bremsleistung weggenommen und hui, man konnte zwar wieder lenken, aber der Bremsweg war deutlich länger …

Trotzdem richtig: Parallel dazu sorgt das Motormanagement dafür, dass das Drehmoment begrenzt wird, also an den Rädern nicht zu einem Durchdrehen oder rutschen führt. Das ist schon beim Verbrenner so, beim E-Antrieb gibt es in der sogenannten Längsregelung zusätzlich zum positiven ein negatives Moment. Muss in der Regelung berücksichtigt werden, ist es aber auch, ESP und Momentenregelung „sprechen miteinander“.
Wenn ein Fahrzeug trotzdem ausbricht, schlägt einfach die Physik zu, viel Masse mit viel Geschwindigkeit bekommt auch die beste Regelung nicht mehr in den Griff, wenn die Reibung nicht mehr ausreicht.
Ich hab damals mit meinem A4 die Probe gemacht auf einer Eisfläche. Man konnte endlos mit Vollgas im Kreis fahren, das Auto wurde nicht schneller, als die Regelung korrigieren konnte. Hat man aber versucht, mit zu hohem Tempo „um die Ecke“ zu kommen, hat es das sehr gute Bosch ESP auch nicht mehr geschafft, Brummkreisel … aber man konnte bremsen und lenken, also das beste rausholen, was die Physik hergab.

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Das Ausbrechen war durch Vollbremsung auf nassem Rusch-Asphalt mit abruptem Lenkeinschlag provoziert, die Reaktion darauf war jedoch eindrucksvoll: Der PS2 war das Einzige der teilnehmenden Fahrzeuge, das bei 2 unterschiedlichen Fahrern anschließend quer rutschte. Der Trainer war auch etwas irritiert.
In der Kreisbahn hingegen war er gut beherrschbar, er lässt sich sogar kontrolliert driften :wink:

Naja, eine Reduzierung des Giermoments durch einen ESP Eingriff, egal ob durch Antriebs-Momentreduktion oder aktiven, rad-selektiven Bremseingriff hat nun nicht direkt etwas mit der Frage zu tun ob die Rekuperation während eines notwendigen Anti-Blockier-Vorgang weiterläuft wie @Juergen_K_H das aus der Anzeige ablesen will.

Das mag auch daran liegen das der PS2 das einzige teilnehmende Fahrzeug mit 2,1to Leergewicht war und dann bei gefahren 50km/h (?) die Grenzen der Physik erreicht waren.

Ich denke, Polestar sollte noch einen „Snow Mode“ und einen wie er bei Tesla heißt „Lässig Mode“ einbauen!

Ich habe durch etwas stärkeres Bremsen mit dem Bremspedal (Reku auf Standard) das ABS provozieren können.
Allerdings habe ich da nicht auf die Reku-Anzeige geschaut und kann nicht sagen, was in diesem Moment der ABS-Regelung mit der Rekuperation geschiet?!

Meine Vermutung im Winter ist aber, wenn man die Reku komplett deaktiviert, dass man beim Bremsen evtl. eher Probleme mit der Fahrzeugstabilität bekommt, als wie wenn man die Reku an lässt.
Bei deaktivierter Reku merkt man das runterzubremsende Fahrzeuggewicht schon deutlich mehr, als wie wenn sie an ist. Die Bremsen (erst recht die Brembos) bremsen das Fahrzeug ohne Frage sehr gut ab, aber kontrollierter und sicherer kommt mir das Verzögern auf vermutlicher glatter Fahrbahn aber mit der Reku vor.
Wobei man das auch wieder so oder so sehen kann.
Wenn die Reku ausgeschaltet ist, kann ich das halt auch gezielt mit der Bremse steuern.

Hmmm… müsste man mal testen, wenns soweit ist!

Liegt vielleicht auch an der sehr guten fast 50:50 Balance?!

hab mich vielleicht zu ungenau ausgedrückt: wenn es für die Fahrstabilität nötig ist, wird natürlich das Antriebsmoment zusätzlich zum ESP Eingriff reduziert, egal ob es ein positives oder negatives Moment ist …
also Antwort auf die Frage: auch wenn die Anzeige weiter Reku anzeigt, wird diese bei ESP Eingriff abgeschaltet, wenn erforderlich (das muss ja nicht sein, vielleicht reicht es in der Situation, nur ein Rad ein bisschen mehr zu bremsen, die Algorithmen sind schon sehr ausgefeilt). Mmh, ist glaube ich immer noch nicht perfekt erklärt.

nein, schon ok ich glaube wir sind uns einig.

Das Moment wird weggenommen, egal ob negativ oder positiv (immer Richtung „rollendes Rad“). Das bedeutet aber weniger bis gar keine Reku im oben genannten Fall - völlig egal was das Display dann anzeigt.

Quasi ESP übersteuert die Reku, egal was angezeigt wird.
Würde Sinn -auch sicherheitstechnisch- ergeben!

Man kann die Rekuperation nicht abschalten! Wenn Du bremst, rekupiert er bis 2.2m/s^2 und nimmt dann die Bremse dazu, das sog. ‚Blendend Braking‘. Wir fahren PS, nicht Tesla :wink: Was Du meinst, ist das OPD.

Diesen Gedankengang kann ich nicht nachvollziehen. Außerdem lässt sie sich ja nicht abstellen…

Wahrscheinlich :slight_smile:

Polestar hat da einige Features, die sicher etwas mit dieser Thematik zu tun haben und auch klären können:
https://support.polestar.com/de/polestar-2/2021/article/Fahrdynamikregelung/

ABS greift einzeln auf die Räder und kann nur dann wirksam sein, wenn vorher/zugleich die Reku ausser Kraft gesetzt wird.
Das elektronisch umzusetzen, ist wohl eher eine Selbstverständlichkeit, als dass wir uns darüber den Kopf zerbrechen müssen.
Dass es in der Anzeige nicht ersichtlich ist, spricht dafür, dass es außerordentlich schnell arbeitet - und zwar hin-und zurück. Das Flackern würden wir nicht sehen wollen…
Solche Systeme arbeiten nicht mit Drehzahlerfassung, sondern mit Erfassung und Gegensteuerung bei Änderung der Winkelgeschwindigkeit. Das kann sogar in Bruchteilen eines Winkelgrades geschehen. Geschwindigkeit ist keine Hexerei und kann mit Elektronik mit nicht mehr erkennbarem Tempo geschehen. Gutes ABS hört man kaum noch.
Dagegen spricht nicht, dass Polestar empfiehlt, bei Winterbedingungen auf die Reku zu verzichten. Das schont zumindest das System.

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Ob die wirklich dazu gehören?

„Die Motorbremsensteuerung (EDC) kann verhindern, dass die Räder z. B. nach dem Herunterschalten oder bei der Motorbremse während der Fahrt in niedrigen Gängen auf rutschigem Untergrund blockieren.“

:wink:

Wobei das schon mal in die richtige Richtung geht. Rekuperation ist ja letztendlich nichts anderes als Motorbremse.

Jo, die Texte sind gelegentlich zum Schmunzeln geeignet. Das geht vom Schwedischen ins Chinesische, dann Englisch und dann Deutsch. Ist wie stille Post.
Aber das Prinzip und der gute Wille sind erkennbar :slight_smile:

Beweisen kann ich das nicht ohne genaue Daten der Steuergeräte, aber vom Pedal-, Lenk- und Popometer-Gefühl her spricht alles dafür.
Nachdem das ABS losgelegt hat habe ich auch ein wenig mit Pedaldruck gespielt um wieder zurück zur Reku und wieder ins ABS zu wechseln. Anschließend auch ganz vom Bremspedal runter und wieder in die Reku rein… Usw.
Dabei die Anzeige beobachten…
Verglichen mit dem Ioniq, bei dem beim ABS-Eingriff die Reku-Anzeige auf null absackt bleibt sie beim PS2 aktiv und die Balkenbreite passt zum jeweiligen Pedaldruck.

Sollte es am Ende anders sein als ich das beschrieben habe, dann haben die PS2-Entwickler die absolut geilste blended-Braking-Fake-Reku-Illusion gebaut die ich mir vorstellen kann.

Unterm Strich ist es aber egal. Wichtig ist am Ende nur dass der Wagen gut beherrschbar bleibt und man möglichst keine irritierenden Auswirkungen der Systemeingriffe mitbekommt.
Ich glaube dass Polestar das echt gut gelöst hat. Zumindest habe ich mich zu keinem Zeitpunkt unsicher gefühlt obwohl wir ja mit Sommerreifen den Berg runter mussten.

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