Hallo zusammen.
Nach dem Event letztes Wochenende, bei dem wir Polestar 2, 3 und 4 sehr dynamisch über die Rennstrecke jagen, aber auch gemütlich über schwedische Landstraßen cruisen, durften (Ein Bericht wird hier folgen, wenn die Bilder von Polestar da sind), bin ich nun auf einem Roadtrip durch Schweden und Norwegen. Aktuell bin ich in Göteborg und habe die Gelegenheit für eine Probefahrt im Zeekr 001 genutzt. Da der Zeekr 001 und der Polestar 4 Geschwister sind, kann ich da nun einen ersten direkten Vergleich der beiden Autos machen.
Materialien, Verarbeitung und Anmutung
Auf den ersten Blick macht Zeekr den Eindruck höherwertige Materialien zu benutzen. Allerdings denke ich, dass dieser Schein trügt. Die Materialien sind anders gewählt und sehen teilweise luxuriöser aus. Allerdings wird an vielen Stellen Alcantara-Ähnliches Material verwendet, die ich als wenig pflegeleicht einschätze. Dem Gegenüber stehen sehr fein Ausgearbeitete Texturen beim Polestar 4, die zugleich robuster anmiten. Zudem werden da, wo beim Zeekr bereits Hartplastik anfängt, bei Polestar noch weiche Materialien eingesetzt.
Geklappert oder geknarzt hat beim Zeekr wie auch Polestar 4 nichts. An der Verarbeitung scheint also nichts auszusetzen zu sein. Beide sind sehr ruhig gewesen beim Fahren.
Der Zeekr ist zwar sehr Schick, sowohl innen wie außen finde ich den Polestar aber eine Ecke schicker. Das ist aber persönlicher Geschmack.
Das Lenkrad ist beim Zeekr stärker gepolstert. Ich persönlich bevorzuge das festere Lenkrad vom P4.
Fahrgefühl
Grundsätzlich spürt man, dass beide Autos Geschwister sind und die Leistungsentfaltung ist bei beiden etwa gleich. Allerdings merkt man dem Polestar 4 dieses „Gewisse Etwas“ an. Es ist schwer in Worte zu fassen, aber ihr wisst bestimmt, was ich meine 
Es wurde ja bereits erwähnt, dass der Polestar 4 im Range-Modus ein gewisses „Loch“ bei der Gasannahme hat. Das konnte ich am Wochenende bestätigen, das war mit dem Performance-Modus aber kein Thema mehr, und der Unterschied zum Polestar 2 war dann nur noch Gewöhnungssache. Der Zeekr hat dagegen ein Loch beim OPD. Nimmt man den Fuß vom Gas, dann dauert es einen Moment, bis die Reku einsetzt. Das hat mich sehr gestört, da man dann ggf. kompensieren muss, was zu einem weniger Flüssigen Ändern der Geschwindigkeit führt und man schnell überkompensiert.
Das Bremspedal beim Zeekr hatte irgendwie einen seltsam leichtgängigen Bereich am Anfang, bei dem nicht viel passiert. Da fand ich die Abstimmung beim P4 besser.
Eine Anmerkung, bei der ich keinen Vergleich von P4 habe: Auf einer Straße mit Tram-Gleisen und eher mäßigem Zustand hat sich der Zeekr irgendwie instabil in der Lenkung angefühlt. Mehr, als ich es bei so einem Untergrund erwarten würde.
Assistenten
Kurz gesagt: Der Pilot Assist (bzw. Das Pendant bei Zeekr) ist bei beiden nicht das gelbe vom Ei. Beide sind sehr störrisch, was Spurwechsel angeht, und nörgeln einen voll, wenn man Absichtlich den Assistenten beendet.
Beim Zeekr ist mir aufgefallen, dass sich auch die ACC und nicht nur der Lane Assist deaktiviert, wenn man zu stark selber lenkt. Außerdem konnte ich nicht erfolgreich automatisch die Spur wechseln beim Zeekr. Ob der P4 das beides auch macht, kann ich Grade nicht sagen, so genau habe ich das nicht ausprobiert. Vielleicht mag das jemand ergänzen, der das schon etwas genauer ausprobiert hat.
Verzögert auf Eingaben reagieren beide. Das stört insbesondere beim Einschalten mit aktivem OPD. Denn wenn man dann direkt den Fuß vom Gas nimmt, nickt man erst Mal, bis die ACC wieder beschleunigt. Das fällt aufgrund der oben erwähnten Verzögerung des OPD beim Zeekr nicht so stark auf, ist aber genauso ein Problem wie beim P4.
Bedienung und User Interface
Hier unterscheiden sich die beiden Autos teils sehr stark. Das grundlegende Interface finde ich beim P4 wesentlich besser. Die Startseite ist in meinen Augen besser durchdacht und obwohl der Zeekr relativ stark anpassbar ist, wirkt der P4 da einfach stimmiger. Unter anderem weil man Medien, Shortcuts etc. und Maps parallel anzeigen kann. Das geht beim Zeekr nicht. Außerdem sind die Einstellungen bei Polestar erheblich besser zu bedienen, vor allem während der Fahrt. Da ist bei Zeekr für meinen Geschmack alles viel zu kleinteilig und erinnert eher an ein Handy, während der P4 das wichtigste leicht zugänglich und verständlich illustriert darstellt.
Was ich beim Zeekr gut fand waren die Schnellwahltasten im Benachrichtigungscenter, wie man es von Android-Smartphones kennt. Die auch angepasst werden können. Das würde ich mir auch bei Polestar wünschen.
Der Zeekr hat seinen Gangwahlschalter in der Mittelkonsole und klassische Lenkstockhebel. Da sind einige Funktionen dran, die ich persönlich im P4 vermisst habe. Wobei da vieles vermutlich Gewohnheitssache sein wird und mit der Zeit nicht mehr negativ auffällt.
Beide Autos haben elektrisch verstellbare Spiegel und Lenkräder, die über die Lenkradtasten eingestellt werden. Beim Zeekr tauchen da shortcuts auf, wenn man den Fahrersitz verstellt, um auch direkt Spiegel und Lenkrad einzustellen. Für den P4 kann man sich da einen Shortcut direkt auf den Startbildschirm legen, diese kontextabhängigen Shortcuts würde ich mir beim P4 allerdings auch wünschen.
Apropos Lenkradtasten: beide haben diese unbeschrifteten Toch-Flächen und zusätzlich 3 fixe Zuweisungen je Seite. Großer Fan bin ich da bei beiden nicht. Beim P4 lassen sie sich durch die mittige Erhöhung aber erheblich besser bedienen und das Feedback, wo mein Finger sich grade befindet, ist auch auf dem jeweiligen Display erheblich besser.
Das Fahrerdisplay und HUD fand ich bei m P4 merklich aufgeräumter und besser ablesbar. Der Zeekr hat da für meinen Geschmack zu viel „Visual Clutter“ und es ist mir im Vergleich zum P4 schwer gefallen, mich intuitiv zurechtzufinden Das HUD hat viele Infos sehr klein dargestellt, und beim P4 ist es mir leichter gefallen, auf das HUD zu fokussieren. Zudem gibt es beim Zeekr einige Funktionen, die nur auf dem HUD sichtbar sind. Z.B. die Spiegel- und Lenkradverstellung, oder auch die möglichkeit, die Klima einzustellen. Da wirkt das HUD vom P4 aufgeräumter. Vom Fahrerdisplay ganz zu schweigen.
Side Note: Auch auf dem Zeekr läuft AAOS. Allerdings ohne Google-Built-In. Es gibt statt dessen den Zeekr-Store, den konnte ich aber nicht ausprobieren. So gibt es auf dem Zeekr z.B. ebenfalls eine native ABRP-App.
Rückbank und Sicht nach Hinten
Großes Novum beim Polestar 4 ist ja das Fehlen der Heckscheibe. Der Zeekr hat dagegen noch eine, aus der man sogar relativ viel sehen kann. Einen digitalen Spiegel gab es keinen.
Allerdings ist der Grund dafür wirklich kein reiner Marketing-Gag von Polestar. Die Rückbänke sind bei beiden beinahe identisch, allerdings hatte ich im P4 geschätzt 5 cm mehr Kopffreiheit, obwohl die Dachlinie stärker abfällt. Im Zeekr hört das Glasdach noch vor den Köpfen der Fond-Passagiere auf, während beim P4 das Glasdach darüber hinaus geht. Zwar hatte der P4, den ich zuletzt angesehen habe, einen hellen Innenraum, aber die Luftigkeit, die das Glasdach vermittelt ist unvergleichlich. Die existierende Heckscheibe des Zeekrs macht es da hinten auch nicht heller oder so.
Hier Mal Vergleichsbilder aus fast gleichen Blikwinkeln:
Leider ist der Winkel im Zeekr nicht ganz so groß, aber man erkennt gut, dass das Glasdach noch über der Tür aufhört, während es beim P4 über die Türen hinaus geht.
Ach ja, der Zeekr hat Haltegriffe über den Türen 
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Persönliches Fazit
Sofern das Budget mitspielt, würde ich auf jeden Fall zum Polestar 4 greifen. Da gibt’s einfach viele Kleinigkeiten, die für mich das gewisse etwas Ausmachen und den P4 attraktiver machen. Polestar hat da einfach die sportlichere DNA, die man beim Fahren wirklich spürt.
Je nach dem, wie der Preis in Deutschland dann irgendwann aussehen wird, könnte der Zeekr aber eine sehr gute Alternative sein. Insbesondere, wenn man eher ein gemütliches Reisefahrzeug haben möchte (beim Zeekr gibt’s z.B. auch ein Luftfahrwerk).
Aber was ich ehrlich sagen muss: Wir haben die Hot-Laps der Profi-Fahrer im P4 auf der Rennstrecke in einem Single Motor mitgemacht. Selbst der lässt sich extrem dynamisch bewegen. Wenn also das Budget eine Rolle spielen sollte, wäre der Single Motor durchaus eine Überlegung wert. Der Dual Motor ist schon extrem, was die Leistung betrifft, und für den Alltag in den allermeisten Fällen sicher alles andere als notwendig.
So, das war erst Mal mein Vergleich nach einer Halbstündigen Probefahrt im Zeekr 001. Falls ihr noch Fragen habt, Versuche ich gerne, die zu beantworten.
