exakt heute vor einem jahr gab ich die bestellung für unseren polestar auf. Dies, nachdem ich drei probefahrten absolviert habe. Die erste höchstpersönlich und danach nur noch als beifahrer mit ehefrau und mit schwager. Drei höchst unterschiedliche fahr- und anwenderprofile die aber alle zum gleichen schluss kamen: tolles auto und das richtige für uns. Ja oder nein musste man zu dem zeitpunkt lediglich zum performance pack sagen, und das war für mich einfach: nein. Ich lege mehr wert auf komfort als auf sportlichkeit oder optische spielereien. Zudem missfiel es mir bei jeder der drei probefahrten, dass ein deutliches rumpeln und poltern des fahrwerkes und ein klappern an diversen orten im innenraum zu hören war. Also kein pp und das war gut so. denn es hat sich sehr bewahrheitet, dass der polestar grundsätzlich ein durchaus ruhiges fahrverhalten zeigt und von klappern und poltern keine rede sein kann. Die strassenlage ist auch ohne pp hervorragend, sicher und kann trotzdem spassig sein. Wir haben ja hier in der schweiz kaum legale gelegenheiten auf v-max zu beschleunigen, andererseits gibt es aber jede menge schöner bergfahrten wo sich der polestar wie ein brett auf die strasse legt und den berg hinauf saugt. Beim umstieg auf elektromobilität war mir die motorleistung, längsdynamik und der damit verbundene spassfaktor allerdings und zugegebenermassen sehr wichtig – das gestehe ich gerne. Aber ebenso wichtig komfort, verarbeitung und ein dichtes servicenetz. Alles bekomme ich von polestar.
Übrigens habe ich vor dem polestar als langjähriger mercedesfahrer auch ausgiebig den EQC testgefahren. Ein wunderbares auto! Für uns aber viel zu teuer und doch noch eine ecke ineffizienter als der polestar. Ich hätte sogar auf den EQA gewartet, aber unser mercedes-händler zeigte dermassen kein interesse am verkauf von elektrofahrzeugen, dass ich mich an dieser stelle von ihm verabschieden musste. Auch ein tesla MY wäre allenfalls in frage gekommen. Bis heute erhalte ich gelegentlich anrufe, wann denn jetzt die vereibarte probefahrt stattfinden solle. Hier scheint das interesse am kunden vorhanden zu sein.
Nach der bestellung folgten dann von januar bis märz drei monate bangen wartens. Die zeit habe ich mir hier im forum vertrieben. Das war ein emotionales auf und ab. Trotz der vielen probleme las ich immer auch das positive, wenngleich oft auch nur zwischen den zeilen. Ich habe in dieser zeit viel über elektromobilität und alles über den polestar gelernt. Danke dafür! Gleichwohl schwor ich mir, zuckt oder zickt die karre in den ersten zwei wochen auch nur ein einziges mal, geht sie gleich wieder zurück. Das ist dann allerdings nicht passiert und so fahre ich nun seit ende märz und seit fast 20000km den polestar pannen- und knitterfrei mit grösstem vergnügen.
Problemlos allerdings dann doch nicht ganz. Immer wieder plagten mich probleme mit der internetkonnektivität und der telemetrie. Und das nervt doch gewaltig. Ohne internetanbindung ist das auto blind. Keine vernünftige navigation und routenplanung und etliche komfortfunktionen des infotainment fallen dann aus. Mein servicepartner tat sicherlich das möglichste, aber es wurde nie wirklich besser. Immer wieder nur ein leeres dreieck und das navi tanz walzer im fahrerdisplay. OTA lief manchmal durch, updates wurden in der werkstatt aufgespielt, funktionieren tat es trotzdem nicht. Im herbst drohte ich dann mit einer sistierung der leasingraten, darauf hin kam polestar aftersales in die gänge. Ich konnte dann mein auto in eine erfahrene werkstatt nähe zürichs bringen und bekam auch für drei wochen einen ersatz polestar. Was dort gemacht oder getauscht wurde habe ich nicht erfahren, aber seither läuft nun auch in sachen konnektivität alles ohne ausfälle und probleme. Und vielleicht hat auch nur P1.8 heil gebracht… - ein kompliment aber an dieser stelle durchaus auch an den support bei polestar. Ist man erstmal bei der richtigen stelle oder person angelangt, könnte es wohl kaum besser klappen mit der kundenbetreuung.
Fazit nach einem jahr e-mobilität: es gibt kein zurück. Ein elektrofahrzeug zu fahren ist so entspannend. Das ruhige dahingleiten will man nicht mehr missen. Komfort vermisse ich keinen, reichweitenangst hatte ich nie. Leider gibt es in der schweiz keine namhaften fördermassnahmen für anschaffung von e-fahrzeugen oder privaten ladestationen. Somit ist es immer noch ein relativ teures unterfangen umzusteigen. Der polestar war die richtige entscheidung. Im jahresschnitt sollte bei uns der verbrauch auf ca. 20 kw/h auf 100 km zu liegen kommen. Da beklage ich mich nicht. Ich schaffe selbst jetzt bei winterlichen temperaturen locker 300 km auf der autobahn. Gleichmässige fahrt mit 100 bis 120 km/h machen dies möglich. Das bedienkonzept ist meines erachtens gut gelungen. Als beispiel möchte ich hier die bedienung von ACC und pilot assist nennen, dessen funktionen sich vollständig über die tasten am lenkrad steuern lassen. Google und google maps sind gut in das system integriert. Leider vermisse ich hier immer noch schmerzlich einen filter für 150kw ladestationen. Ebenso ärgerlich ist die unzuverlässige funktion der app und der eher bescheidene funktionsumfang. Auch der playstore für AAOS füllt sich zu zögerlich. So bleiben doch noch ein paar wünsche fürs nächste jahr offen.
Allen aktuellen und zukünftigen polestar fans und fahrern einen guten rutsch ins neue jahr!