Franks Erfahrungsbericht

Hallo zusammen,

nachdem ich bereits am 06.08. den Polestar 2 im Rahmen eines halbstündigen Tests kurz beschnuppern konnte, hatte ich am letzten Freitag eine einstündige Probefahrt in Hamburg. Am Samstag bin ich dann eine tesla Model 3 gefahren und kann insofern den direkten Vergleich ziehen:

Außenansicht:

Die Größe der beiden Autos ist vergleichbar, beide Autos sind - auf ihre eigene Art - sehr schön. Qualität und Spaltmaße waren beim Polestar einwandfrei, beim Tesla OK.

Innenraum

Im direkten Vergleich wirkt der Innenraum des Teslas, mit viel Plastik und Klavierlack, billig. Der Polestar hinterlässt einen hochwertigen Wohlfüleindruck. Die Bedienung des Tesla ausschließlich über das Display muss man mögen, die zusätzlichen Lüftungsregler und z. B. Scheibenwischerhebel im Polestar finde ich besser. Das zweite Display über dem Lenkrad mit der Navigationsansicht ist super.

Vorteil des Teslas ist das deutlich größere Raumgefühl und die bessere Rundumsicht. Im Polestar störte mich die Mittelkonsole zwar nur wenig, allerdings stieß ich mir wiederholt leicht den Kopf am linken Türholm, der sehr weit innen liegt. Im Fonds bietet der Tesla deutlich mehr Platz und Kopffreiheit (kein Mitteltunnel).

Kofferraum

Vorteil des Polestars ist die bessere Zugänglichkeit des Kofferraums. Ich hatte zwei große 78er Koffer mit. Diese konnten, wie bereits auf den Bildern im Thema „Maße des Kofferaums“ ersichtlich, nur nebeneinader flach auf den Kofferraumboden gelegt werden. Der Platz unter der Hutablage ist damit nahezu augeschöpft. Nimmt man die Hutablage ab, kann man noch etwas höher beladen. Platz für einen dritten, größeren Koffer ist aber auf keinen Fall vorhanden. Das Fach unter dem Kofferraumboden ist kleiner und unflexibler als im Tesla.

Der Kofferraum des Model 3 ist durch die Ladeluke schwerer zu beladen. Allerdings fällt dieser Nachteil deutlich kleiner aus, als von mir befürchtet. Insgesamt bietet der Kofferraum deutlich mehr Platz. (Meine) Koffer können sowohl hochkant gestellt werden oder, wenn mann den Boden entfernt, einer einfach stehend transportiert werden. Ein dritter, größerer Koffer oder ein große Tasche passen somit rein.

Fahren:

Zur Bedienung hatte ich ja bereits etwas geschrieben: Pluspunkt Polestar.

Das Model 3 empfand ich auf der Autobahn als recht laut, Bodenwellen -/unebenheiten waren deutlich spürbar. Ansonsten saß ich gut und die Fahreigenschaften waren super.

Ich hatte (leider) einen Polestar mit Performance Paket. Unebenheiten und Bodenlöcher waren auch hier deutlich spürbar. Auch den Polestar hätte ich mir leiser erhofft. Ansonsten: Wie gesagt, das Wohlfühlgefühl setzt sich auch beim Fahren fort. Super Beschleunigung, One Padel Drive sehr gut.

Verbrauch:

Ich bin vom Autohaus Krüll zum Flughafen Hamburg gefahren. Bei Rückkehr hatte ich einen Verbrauch von über 27 KWh (bei Regen)… Für mich ist der Verbrauch der größte Nachteil des Autos. Rechne ich auf der Autobahn bei 140- 150 kmh eine Verbrauch von 25 kwh, komme ich (100 - 10%) lediglich auf eine Reichweite von 250 km. Beim Nachladen verbleiben nur rd. 200 km (80 - 10). Schlechtes oder kaltes Wetter führt zu einer weiteren Reduzierung.

Ladeinfrastruktur

Hoher Verbrauch des Polestars im Einklang mit hohen Schnellladekosten und einer durchschnittlichen Ladekurve… So können sich Elektroautos nicht durchsetzen! Aus meiner Sicht muss Polestar hier eine Kooperation eingehen, die mir auch faire Ladepreise an Schnelladern (auch Ionity) ermöglicht.

Klarer Vorteil Tesla: Deutlich geringerer Verbrauch mit fairen Ladepreisen.

Fazit

Der Polestar ist insbesondere innen das deutlich hochwertigere Auto und deutlich besser ausgestattet (z. B. Matrix LED …). Der Tesla wirkt sowohl im Vergleich zu meiner jetzigen C-Klasse als auch im Vergleich zum Polestar innen billig. Mit Blick darauf und mit Blick auf den unflexiblen Kofferraumzugang kommt das Model 3 für mich nicht in Frage. Aus dem Haus Tesla müsste es daher ein Model S sein, welches deutlich teurer wäre…

Am Polestar stört mich das deutlich schlechtere Raumgefühl vorne und hinten. Hinzu kommt der kleine Kofferaum, der eine Nutzung als Famiienauto sehr schwer macht.

Der sehr hohe Verbrauch (auf der Autobahn möchte ich, sofern es freigegen ist, zumindest 150 kmh fahren) verbunden mit den hohen Schnellladekosten sind ein weiterer Negativpunkt. Berücksichtigt man die Degradation des Akkus, könnte sich in einigen Jahren eine völlig unzureichende Reichweite ergeben.

Und jetzt? Beide Autos überzeugen mich nicht 100%ig. Optimum wäre der Polestar mit der Effizienz des Teslas… Vermutlich werde ich mir meine Reservierungsgebühr zurückzahlen lassen und zunächst darauf hoffen, dass Polestar per Update noch etwas an der Effizienz verbessern kann…

Alternativen seh ich Moment leider keine.

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Vielen Dank für deinen direkten Vergleich und Bericht! Wenn du viel auf der Autobahn unterwegs bist, z.B. im Außendienst, kann ich das voll und ganz nachvollziehen, dass du da erst Mal abwarten willst, was noch so geht. Ich hab mir letzte Woche das Model 3 von @gernot angeschaut. Was mich am meisten begeistert hat waren die Möglichkeiten des „Center Displays“. Das ist zum Glück noch ausbaufähig beim 2er, aber aktuell bleibt es weit unter seinem Potential.

Ich denke, man muss einfach akzeptieren, dass man mit einem Elektroauto nicht schneller als 130 km/h fahren sollte, wenn man auf langen Strecken unterwegs ist - auch wenn einem der rechte Fuß juckt. Bei 130 km/h liegt übrigens auch der „Sweetspot“ des Polestar 2.

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Woher hast du diese Info?
Würde mich sehr interessieren und ist noch eine unbeantwortete Frage aus der Sternstundenfragenliste.

Danke!

Ich habe mir mal zwei meiner Urlaubsstrecken mit „A Better Route Planner“ durchgerechnet. In der App ist ja seit neuestem auch die Ladekurve vom Polestar 2 hinterlegt. Gerechnet habe ich mit einem Durchschnittsverbrauch von 21 kWh/100 km bei 110 km/h (das ist der Wert aus dem FT Techno Test).
Bei einer Strecke muss ich einmal nachladen (460 km im Sommer), bei der anderen zweimal (550 km im Winter). Ich habe verschiedene Maximal-Geschwindigkeiten durchprobiert, von 100 km/h bis 150 km/h in 10er-Schritten.
Ergebnis: bis 130 km/h gingen die Fahrtzeiten runter, danach blieben sie gleich bzw. stiegen minimal an.
Ob das nun in der Praxis auch so sein wird, muss sich zeigen.
Vielleicht probiert noch irgendjemand das mal auf seinen typischen Strecken aus und kann dann meine Aussage entweder bestätigen oder aber kommt zu anderen interessanten Ergebnissen.

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Wenn ihr Ladekurven Aufnahmt dann lasst diese doch bitte den Machern des aBetterrouteplaner zukommen. Am besten mit angaben der Außentemperatur
Je mehr Infos zum fahrzeug vorliegen desto besser kann der Planer rechnen…
Der sweetspot wird zwischen 110 und 130km/h liegen.
Ich habe meine beiden fernstrecken auch schon rauf und runter gerechnet.
Bremen- Leogang 952km 10h 22min
Bremen- Freiburg 710km 7h 7min
Das hält sich beides in Grenzen!
Wobei Skiurlaub dank Corona wohl nächstes Jahr nicht drin ist.

Der Sweetspot ist die Geschwindigkeit bei der man am meisten km inkl. laden zurück legen kann. Also die optimale nutzung der Zeit.
Durch die Ladekurve ist es manchmal auch sinnvoll 2 mal auf 50% zu laden als einmal auf 80% da der obere Bereich schneller zu laden ist. Beim eCannonball ist die Berechnung ziemlich wichtig um möglichst schnell vorran zu kommen.
Es ist nicht der Punkt an dem ich möglichst effizient bin, denn das ist nur mit ganz niedrigen Geschwindigkeiten möglich.

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