Langstreckenerfahrung Schweden

Eine Langstreckenerfahrung:

Mit meinem MY25 LRDM Polestar 2 ohne Performance-Paket waren wir ausgehend von Mittelhessen für 14 Tage in Schweden unterwegs.
„Wir“ sind 2 Personen, 179 cm und 189 cm, was aus bekannten Gründen relevant für die Erfahrung sein kann :wink:

Ich hatte etwas Bammel aus 2 Gründen:
Erstens die berüchtigte Mittelkonsole und zweitens der gerade erst reparierte 4 Monate bestehende Defekt von GPS und Internet.
Der PS2 ist seit Januar 2025 in meinem (Leasing-) „Besitz“.

Nach 3330 km in diesen 14 Tagen können wir folgendes sagen:

Die Einengung durch die Mittelkonsole hat unterm Strich erstaunlich wenig Einfluss auf das Gefühl während der Langstrecke gehabt!
Zu keinem Zeitpunkt hatten wir außerdem irgendwelche Beschwerden am Rücken oder den Schultern. Man sitzt also offenbar besser, als der Ruf des PS2 es vermuten lassen sollte.
Einschränkung: Die Beinfreiheit auf dem Beifahrersitz ist für den 189cm-Mensch tendenziell zu gering, während sie auf dem Fahrersitz okay ist.

Ein Tipp zum Thema Mittelkonsole: Bei mir war bisher immer das rechte Bein bei der Nutzung des Pilot Assist ein Problem gewesen („wohin damit?“). Das hat sich für mich erledigt. Einfach den Fuß locker ohne Anspannung oder Druck auf dem Gaspedal ablegen. Der Pilot Assist wird davon nicht beeinflusst. Es fühlt sich erst kontraintuitiv an, aber ich habe mich schnell daran gewöhnt. Mit etwas Übung gelingt aus dieser Position auch der Wechsel zu manuellem Fahren ohne Ruckler. Aber Achtung: Beim Reduzieren der eingestellten Geschwindigkeit darauf achten, dass unbemerkt ein dann zu hoher Pedaldruck die geringere Geschwindigkeit überschreiben könnte. Sprich, es eignet sich hauptsächlich für Fahren mit lange konstanter, eher höherer Geschwindigkeit.

Pilot Assist: Mit der automatischen Kontrolle von Geschwindigkeit und Abstand war ich 100% zufrieden, ich nutze es gern. Auch der eher Automatik-skeptische Beifahrer hat es schnell zu schätzen gelernt. Die automatische Lenkung ist bei mehrspurigem Fahren gut bis sehr gut, bei Gegenverkehr empfinden wir es als zu unsicher, vor allem, da sie dazu neigt, zu weit links zu fahren.
Die Erkennung von Speed Limits wurde seit 3.6.4 massiv verbessert und ist gut brauchbar, wenn auch nicht perfekt.

Was ich neu kennengelernt habe: Die automatische Geschwindigkeitsbegrenzung!
In Schweden will man nicht in Blitzer fahren. Die Automatik funktioniert tatsächlich überraschend gut und ist sehr intuitiv umgesetzt. Der Polestar kann also halb-automatisch gemäß Limits fahren (das Auto bremst und beschleunigt je nach Limit bei unverändertem Pedaldruck automatisch). Warum dieses Können nicht in den Pilot Assist gespiegelt wurde, ist mir ein Rätsel.

Außerdem kann ich nach einem beinahe-Auffahrunfall berichten: Der Gurtstraffer funktioniert prima und drückt einem die Luft auf den Lungen.

Probleme: Das Infotainment hatte ein paar Macken. Mal war die Routenführung im Fahrerdisplay verschwunden, mal brach das Pilot Assist mit dem Fehler „ESC zeitweise aus“ unter hartem Rekuperieren ab. Außerdem ist das Wechseln der Fahrer-Profile bzgl. Umstell-Geschwindigkeit echter pain in the ass. Die Einbindung von Deezer per Bluetooth ist anstrengend, da das erstmalige Starten eines Titels einer nicht zu ergründenden Logik unterliegt und mitunter ein Dutzend Anläufe braucht. Aber wenn es läuft, dann läuft’s.

Die Kameras haben übrigens immer tadellos und ohne Ruckler funktioniert.

Ein für mich negativer Punkt ist die Klimaanlage. Sie regelt nicht sehr gleichmäßig. Ich muss oft nachstellen. Zum Beispiel ist die Leistung auch ziemlich von der Fahr-Geschwindigkeit abhängig. Mich nervt das, mein alter DS3 war um Welten besser. Meine Reisebegleitung hingegen fand die Anlage gut.

Die Federung ist beim Befahren von Waldwegen teils etwas grenzwertig (ist in Schweden aber nicht zu vermeiden). Aber es ist noch okay.

Verbrauch: 16,6 kWh/100 km bei 71 km/h Schnitt.

Laden in Schweden ist günstig: im Schnitt für 36,2 Cent/kWh Stunde geladen (Ionity Passport + günstige Langsam-Lader gefunden über App ChargeFinder, inkl. Ladeanteile in DE).

Zum Thema Laden muss ich Euch nichts erzählen: Probleme gibt es da schlicht keine. Außer der aktuellen Begrenzung des PS2 auf 150 kW, die uns zuverlässig begleitet hat.

In Summe: Ein tolles, entspanntes und ausreichend zuverlässiges Reiseerlebnis. Auch wenn beim Thema Zuverlässigkeit gern noch etwas nachgelegt werden darf. Wir würden jederzeit wieder eine solche Strecke und auch weiter im Polestar 2 fahren. Auch wegen des absolut ausreichenden Platzangebots für Gepäck!

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