Hallo,
ich bin dabei mir einen Firmenwagen zu konfigurieren und habe den Polestar 2 Long Range Single Motor auf meiner Liste. Ich würde gerne wegen der Versteuerung unter 60.000€ Listenpreis bleiben und muss mich daher entscheiden ob ich das Pluspaket oder das Pilot Paket nehme.
Ich hätte gerne den Abstandsregeltempomaten und tendiere daher dazu das Plus Paket abzuwählen.
Ich würde nun gerne wissen wie groß der Effekt der fehlenden Wärmepumpe auf die reale Reichweite ist und ob jemand einen PS2 ohne plus Paket hat und dazu etwas sagen kann.
Hallo JG,
wir haben den PS2 LRSM ohne Wärmepumpe, also nur Pilot-Packet.
Im Bekantenkreis hat ein guter Kumpel das gleiche Model mit Pilot und Plus.
Was soll ich sagen, wenn beide gleich fahren ist der Verbrauch auch gleich, heißt, von der Wärmepumpe merkt man nichts und wenn dann nur marginal.
Ich hab nur Pilot. Der Verkäufer hat bei der Probefahrt gemeint, dass die WP in Kombination mit dem schwereren Glasdach nichts spürbares bringen würde. Sonst hätte Polestar mit Pluspaket eine größere Reichweite angegeben als ohne. Schlussendlich liegt mein Verbrauch seit letztem August und nach 18’000km bei etwa 18.5kWh/100km.
Super, vielen Dank für diese Antwort über einen längeren Zeitraum!
Mir ging es seinerzeit ähnlich wie @jgaupp: 60k- Grenze wegen 0,25% Versteuerung und der Frage was bringt die Wärmepumpe bzgl. Reichweitenverlängerung? Nach einiger Recherche zu Wärmepumpen (ganz allgemein und im speziellen im BEV) habe ich mich dagegen entschieden und nur das Pilotpaket genommen (wegen der Fahrerassistenzsysteme und dem besseren Licht).
Wäre die Wärmepumpe, wie bei anderen Herstellern, separat bestellbar gewesen, hätte ich mich vermutlich dafür entschieden. Mir war es den Aufpreis für das „Chichi-Paket“ und der damit verbundenen merklich höheren Leasingrate nicht wert (bei mir ist das zwar ein Dienstwagen, aber in unserer Firma müssen wir für die Privatnutzung eine Leasingraten-abhängige Nutzergebühr bezahlen).
Bei einem bestimmten (nicht zu kalten) Temperaturbereich bringt so eine Wärmepumpe einen gewissen Energieeinsparungseffekt. In anderen Temperaturbereichen ist der Effekt aber z.T. nur sehr gering.
Dem gegenüber steht das Mehrgewicht (Plus-Paket gesamt), das man das ganze Jahr spazieren fährt und welches sich schließlich auch negativ auf den Verbrauch auswirkt. Ein weiterer negativer Effekt des Plus-Pakets im Sommer ist auch die stärkere Innenraumaufheizung durch das Glasdach. Das muss dann durch eine höhere Klimaanlagenleistung ausgeglichen werden. Außerdem sind die zwar schicken WeaveTech Sitzbezüge im Sommer wohl ziemlich schweißtreibend.
als ich Anfang 2022 meinen LRSM konfigurierte, hat Polestar den Verbrauch je nach Ausstattung variiert.
Das Anwählen des PlusPakets hat seinerzeit den WLTP-Verbrauch um 0,2 kWh/100km angehoben.
Das kann eigentlich nur am höheren Gewicht durch Glasdach und WP und Kleinkram liegen.
Die AHK hat übrigens seinerzeit den Verbrauch um um 0,1 kWh/100km erhöht.
Im WLTP-Messzyklus spielt die Wärmepumpe keine Rolle. Und vielleicht - durch das höhere Fahrzeuggewicht - über das Jahr gemittelt auch nicht. Im Winter sollte sie den Verbrauch allerdings senken - und genau darum geht es ja ausschließlich. Ob sie das wirklich macht, und zwar so, dass es einen deutlich messbaren Unterschied gibt?
Das müsste man eigentlich herausfinden können.
Zwei Polestar 2, einer mit und einer ohne Plus-Paket im Winter nebeneinander stellen (also nicht fahren) und dann schauen, was die Verbrauchs-App anzeigt.
0,2 kWh Mehrverbrauch könnte hinkommen!
Der Rollwiderstand berechnet sich aus: Cr * m * g
mit:
Cr = Rollwiderstandskoeffizient (0,013 Reifen auf Asphalt, Mittelwert) [dimensionslos]
m = (Fahrzeug) Masse [ 50 kg ] Mehrgewicht
g = Erdbeschleunigung [ 9,81 m / s^2 ]
Bei einem angenommenen Mehrgewicht des Plus Pakets von 50 kg (solche Panoramadächer haben alleine i.d.R. Mehrgewichte von ca. 40 kg) erhöht sich der Rollwiderstand um ca. 6,5 N.
Multipliziert man diesen Rollwiderstandsmehrwert mit der gefahrenen Geschwindindigkeit (z.B. 100 km/h => ca. 28 m/s), ergibt sich eine erforderliche Mehrleistung von 180 Watt. Da diese Mehrleistung jene ist, die an den Rädern auf die Straße übertragen werden muss, müssen die Verluste im Antriebsstrang zusätzlich vom Antriebssystem aufgebracht werden. Bei angenommen 10% Verlusten wären das dann 200 W oder 0,2 kW.
Bei 100 km/h und einer Strecke von 100 km braucht man dafür eine Stunde. Die oben berechnete Leistung von 0,2 kW * 1h = 0,2 kWh liegt also in der richtigen Größenordnung
Diese Überschlagsrechnung gilt genau genommen nur bei konstanter Geschwindigkeit von 100 km/h über 1h. Bei Beschleunigungsvorgängen muss zusätzlich die Massenträgheit überwunden werden (kinetische Energie aufgebaut). Einen Teil davon kann man beim Bremsen durch die Rekuperation wieder zurück gewinnen. Da der WLTP Verbrauch aber bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von lediglich 46,5 km/h ermittelt wird, dürften sich die Effekte im Mittel ausgleichen und die genannten 0,2 kWh / 100 km realistisch sein.
Die Balkengrafik bestätigt den allgemeinen Effizienzverlauf von Luftwärmepumpen. Deren Effizienz / Leistungszahl (COP) ist abhängig von der Temperaturdifferenz. Im Balkendiagramm sieht man den größten Effizienzunterschied zwischen der Widerstandsheizung und der WP bei moderaten Temperaturen (+5…+10 Grad). Wenn man bei diesen Außentemperaturen gemütliche 21 Grad im Auto haben möchte, muss die Lufttemperatur am Ausströmer sicher bei +35 Grad liegen. D.h. der von der WP zu überbrückende Temperaturhub liegt bei 25…30 Kelvin. Bei einem solchen niedrigen Temperaturhub arbeiten Luft-WP sehr effizient (COP ca. 4,0).
Bei sehr niedrigen Außentemperaturen (z.B. -20 Grad) bringt die WP keinerlei Effizienzvorteile ggü. der Widerstandsheizung (WP COP = 1,0).
…gute Tabelle!
Daran sieht man, dass es offensichtlich im BEV sehr schwer ist, auf eine vernünftige Leistungszahl der WP zu kommen. Bei einer WP im Einfamilienhaus sind die Umgebungsvariablen meist günstiger und durch die konstruktive Auslegung der gesamten WP-Anlage kann man sich dem Optimum besser annähern.
Wenn man dann noch bedenkt, dass die Bedingungen in einer Klimakammer häufig „optimaler“ als in der freien Wildbahn (draußen auf der Straße) sind, dürften die realen Ergebnisse häufig noch schlechter sein (Stichwort: Vereisung des Wärmetauschers).
Hier stellt sich dann die Frage, ob eine Wärmepumpe im BEV wirklich viel bringt, oder doch eher „lautes Marketinggeschrei“ der Autohersteller ist?
was ich eh nicht so ganz verstehe, warum wird die klimaanlage nicht einfach auch als wärmepumpe genutzt, so wie das bei den klimaanlagen zuhause auch möglich ist. die klimaanlage ist ja eine wärempumpe …
In der Klimaanlage brauchst Du ein Drei-Wege-Ventil, um die Flussrichtung des Kältemittels umzukehren, damit Du sowohl kühlen als auch heizen kannst. Es gibt tatsächlich Klimaanlagen, die dieses Ventil nicht besitzen, und dadurch ein wenig billiger sind. Gibt ja genug Regionen, wo man nie heizen muss. Im Auto wird natürlich auch nicht komplett redundante Hardware verbaut, sondern die eh schon vorhandene Hardware der Klimaanlage entsprechend erweitert. Dadurch steigt weder das Gewicht, noch die Komplexität oder die Herstellungskosten deutlich an. Aufpreise von 1000 Euro oder mehr sind im Prinzip Abzocke.
Genau!
Das Zauberwort „Wärmepumpe“ klingt halt besser als wenn da stehen würde „das bestehende, vom Verbrenner adaptierte, System wurde verbessert allein durch ein zusätzliches Umschaltventil und 1-2 kostengünstige Wärmetauscher (= geringe Kostensteigerung) bei gleichzeitig kleiner dimensioniertem Hochvoltheizer (=extreme Kosteneinsparung)“.
Dann merkt sogar Lieschen Müller, dass sie mit dem Mehrpreis einfach über den Tisch gezogen wird.