Aufladen 80% oder 100%

Ich wollte nich extra einen neuen Thread auf machen - aber ich denke meine Frage passt ganz gut hier rein.
Man soll ja den Akku möglichst nur bis 90% aufladen. Auf 100% ist auch ok, wenn man anschließend gleich Langstrecke fährt. Soweit so gut. Nun meine Frage: wie groß darf das Zeitfenster sein, in dem der Akku 100% SoC hat? Sprich welche Zeit auf 100% ist für den Akku stressig? 10min? 1h? 10h? 10 Tage?

Ich lade zB über Nacht meinen P2 auf 100%, fahre anschließend auf Arbeit, habe 3-4% verbraucht und möchte am Abend nach der Arbeit Langstrecke Autobahn fahren. Nun steht dann mein P2 ca. 10h mit fast vollen Akku rum - ich brauche tatsächlich die volle Ladung, damit ich nicht Zwischenladen muss. Wie schlimm ist das nun? Was passiert mit dem Akku - wenn ich sowas 3-4x im Jahr mache?

Mach dir keinen Kopf, das passt schon. „Länger“ bedeutet sicherlich mehrere Tage. Von Stunden reden wir hier nicht.

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Ist schon ein interessantes Thema, mit dem ich mich auch beruflich (Automotive) bzgl. BMUs auseinandersetzen musste. Zwar als Projektmanager nicht so tief, wie ein Development Eng. aber diese 20% bis 80% machen aus Sicht der chemischen Prozesse in den Zellen schon Sinn.

Private habe ich mein Mobiltelefon (S7) immer nur bis 80% geladen und es hatte bis zum Totalausfall der HW im Februar dieses Jahres nach 6 Jahren Nutzung noch knapp 69% der ‚Designed Capacity‘. Mein neues S22 lade ich taeglich (wireless) auf 85% (Switch in den Battery Settings des Herstellers - siehe Screenshot) und entlade in der Regel nie unter 30%. Trotzdem habe ich auch hier seit Februar ca. 5% der Kapazitaet ‚verloren‘. Wenn sich das auf den Automotive-Bereich uebertagen laesst, bedeutet das in der Regel 5%/Jahr Verlust. Wobei ich denke, die BMU geht hier mit dem Akku pfleglicher um, als im Konsumer-Bereich…

Zumal ja auch deutlich weniger Ladezyklen beim E-Auto der Fall sein sollten vs. Smartphone fast täglich voll laden

Das stimmt natuerlich - ausser man laedt taeglich an der eigenen Wallbox, um so einen gewissen Ladestand zu halten.

Zumindest scheint sich die untere Ladegrenze wesentlich weniger negativ auf die Ladezyklen auszuwirken, als die obere Grenze.

Das stimmt so nicht, ein Ladezyklus bezieht sich von 0-100. Wenn ich zwischendurch 5 mal von 70-90% lade, ist das auch nur ein Zyklus.

Na, das ist aber sehr einfach gerechnet… siehe meine Screenshots. Heisst bei 6 auf 71% habe ich im Idealfall 0.1 Ladezyklus… kann das also 10 mal machen, um auf 1 Zyklus zu kommen und habe dem Akku dabei ca. 650% seiner Energie zugefuehrt.

Das ganze ist leider alles andere als linear und ‚stresst‘ den Akku nahe der Ladeschlussspannung am meisten. Sprich’ einmal 80 auf 100% bedeutet zwischen 0.3 bis 0.4 Zyklen, obwohl nur 20% zugefuehrt wurden

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Möchte dem Thread nochmal etwas hinzufügen bzw. fragen. Ich gehöre zur Fraktion 100%-Laden, wenn der Akku schlechter wird mit der Zeit ist’s halt so. Soll jetzt nicht klingen wie ein Idiot, aber ich habe ein Geschäftswagen-Leasing gemacht für 3 Jahre Polestar 2 und mein Akku muss für mich 3 Jahre halten. Was mich interessiert sind eigentlich Zahlen, Daten, Fakten und nach Möglichkeit kein Nachsagen von typischen Glaubenssätzen („man sollte generell nur bis 80% laden“). Also bzgl. Daten und Fakten hier meine Frage:
Wenn man seinen PS2 mit 78kwh Batterie 2-3x pro Woche auf 100% auflädt, jedoch auch immer recht zügig danach losfährt (z.B. Arbeitsplatz, kurz vor Feierabend ist die Kiste auf 100%, dann 30min Heimfahrt oder so)… und wenn man 20-25.000 km/Jahr fährt… also wie krass schlechter wird so ein Akku nach 3 Jahren sein? 10-15% Kapazitätsverlust? Also bedeutet nach 3 Jahren sind 100% das neue 85%?
Ist das wirklich so hart?

Die Frage wird dir niemand fundiert beantworten können.

Ich will jetzt keine weitere Diskussion zur Ladestrategie vom Zaun brechen, aber bei dem beschriebenen Fahrprofil würde ich, selbst beim Leasing, nicht regelmäßig auf 100% laden.
Das ist gefühlt ähnlich wie beim Verbrenner mit Vollgas bei eiskaltem Motor loslegen - das machen auch nur „Materialmörder“

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Zu beachten ist auch, dass bei 100% die Rekuperation am Anfang nicht und dann nur eingeschränkt geht. Du verlierst also kostenlose Bremsenergie.
Tipp: Mach wie Polestar empfiehlt 90%

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Zuerst mal herzlich willkommen @skywalker225 / Roman hier im Forum und ich hoffe im Namen der ganzen Community hier. dass du - ganz egal ob beruflich oder privat unterwegs bist - viel Fahrspass hast mit deinem Polestar 2 und dass du hier im Austausch von deinen Erfahrungen berichtest und Antworten auf deine Fragen bekommst.

Betreffend deiner konkreten Frage:
Deine erwähnte Jahres-Fahrleistung von 20-25’000km ergäbe bei den üblichen etwa 220 Arbeitstagen einen theoretischen Tagesdurchschnitt von etwas mehr als 100km.
Da frage ich mich ernsthaft, weshalb du dann überhaupt durchschnittlich 2-3 Mal pro Woche auf 100% laden willst. Ich bin ebenfalls beruflich mit meinem Polestar 2 in der ganzen Schweiz unterwegs und komme fast immer mit max. 90% Start-SoC aus, falls tatsächlich einmal eine Tagesstrecke von mehreren hundert Kilometern ansteht, und ich habe mich entsprechend auch gedanklich schon lange vom Verbrenner-Denken „ich tanke einfach immer voll“ verabschiedet, und lebe inzwischen sehr gut damit.

Mein Fahrprofil ist nicht regelmäßig. Als Selbständiger fahre ich oft 2 Tage lang gar nicht, dann einmal 200km zum Kunden und 200km zurück. Dann 1 Tag gar nicht. Dann 2 Tage am Wochenende jeweils 80km, dann wieder Kundenbesuche, täglich 280-300km. Das ist ganz ganz unterschiedlich. Da spielen noch viele Informationen rein, die Du nicht hast (woher auch)… zum Beispiel, dass ich keine Lademöglichkeit zu Hause habe, sondern immer nur öffentlich habe oder kostenlos bei z.B. einem Kunden, den ich regelmäßig besuche. Da nehme ich auch gerne „den Saft“ kostenlos mit und lade auf 100%. Also da mein Fahren sehr unregelmäßig ist und sehr häufig auch Langstrecke ist (Fahrten mehr als 150km) will ich nicht zu früh wieder stoppen. Ich genieße die 100% schon. Jeder hier hat ganz unterschiedlichen Fahrten und Anforderungen und „das typische Profil“ gibt’s ja nicht. Manch einer hat kein Problem damit, mal 15min aufzuladen zwischendrin, der andere hasst es weil er gerne länger schläft und dann direkt schnellstmöglich zum Kunden will… usw.

Am Ende war mir in diesem Thread wichtig rauszufinden wie sehr der Akku leidet. Also wirklich in Zahlen. Wenn man „unvernünftig“ lädt… wie „schlimm“ ist es wirklich.

Gegenbeispiel: Man sagt „mach das Licht aus in der Küche, das kostet nur unnötig Strom“. Gegenfrage: Wieviel EUR pro Jahr kostet es mich, wenn ich jeden Tag das Licht in der Küche 1 Stunde zu lange anlasse. Sagen wir 10 EUR. Nun kann ich bewerten, ob mir die 10 EUR total egal sind, oder ob sie mir wichtig sind.

Interessanter Punkt - das hatte ich noch nicht bedacht - stimmt.

Mein MacBook Pro Laptop hängt immer am Strom und ist damit immer zu 100 % geladen. Nach ein paar Wochen kommt die Meldung: zur Schonung des Akkus wird nur noch 80 % geladen.

Der Laptop ist jetzt kein Auto, aber ich denke die 100 % sind dann ein Problem, wenn sie permanent anstehen.

Wenn es so ist, wie du sagst, dass es sich bei den 100 % mal um einen Tag oder auch nur um Stunden handelt, dann ist das vielleicht vernachlässigbar.

Vielleicht kann man es so rechnen: ein Akku der 24 Stunden am Tag auf 100 % geladen ist, verliert nach einem Jahr 20 % seiner Kapazität. Das sind zwei Promille pro Stunde. Jetzt kannst du das einfach mit der Anzahl Stunden multiplizieren, wenn bei dir der Akku auf 100 % ist.

Die Rechnung stimmt nur dann, wenn ein Jahr 1000 Stunden hätte.
Mir kommt das gefühlt aber immer viel länger vor :thinking:

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OK und dann bist du eigentlich gar nicht so weit weg von meinem Fahrprofil, das letztlich arbeitsbedingt auch extrem unterschiedlich ist (regelmässig Homeoffice, Tage mit 60 - 100km, Tage mit ebenfalls 300/400 oder gar mehr Kilometern). Und einen grossen Unterschied gibt’s ebenfalls noch: ich kann zu Hause laden.

Als nicht-Experte in Batterie- und Ladestromtechnik, aber als durchaus interessierter Nutzer, verfolge ich selber folgendes Profil und hoffe, damit auch auf Dauer gut zu fahren:

  • ich vermeide wenn immer möglich Standzeiten von >4 Stunden mit 100% SoC (und kann das natürlich zu Hause auch gut planen bzw. programmieren), speziell auch bei sehr hohen oder sehr tiefen Aussentemperaturen (offener Autounterstand)
  • da es auch bei mir mal einen unerwarteten Kundentermin geben kann, lade ich zu Hause fast immer auf 80% SoC (selten auch mal 90%, wenn ich sicher weiss, dass ich am nächsten Tag unterwegs bin), um auf jeden Fall die langen Hinfahrten schaffen zu können, was gemäss den Experten hier für längere Standzeiten „ein wenig“ zusätzliche Degradation zur Folge haben könnte (so um die 50% sollten über mehrere Tage oder Wochen besser sein)
  • und ich freue ich mich bereits auf meinen nächsten Polestar 2 mit MY24, der ja bezüglich Verbrauch und Reichweite etwas besser sein sollte, als mein aktueller Launch Edition LRDM…

Und so gesehen kann ich deine Frage tatsächlich nicht beantworten: wie viel Degradation wird der Akku mit deinem Fahr- und Ladeprofil tatsächlich allenfalls „zusätzlich“ erleiden… :thinking: ?

Kann man so was nicht über einen OBD Dongle rausfinden? :thinking:

In den Videos vom Tesla Björn wird doch auch immer alles mögliche angezeigt und ein paar Daten gibts auch in nem Spreadsheet

Hi Roman,

ich habe den Polestar als Single Motor LR auch im Firmenleasing und fahre ca. 35.000 km pro Jahr. Teilweise Strecken von 600-800 km zum Kunden, sprich auch regelmäßig >1.000 km pro Woche. Ich habe bisher nur 6x auf 100% geladen (habe den PS im Mai 22 übernommen). Warum?

  • 2x zum Austesten der Reichweiteneffekte. Ergebnis: 10-15 km auf Langstrecke.
  • 1x habe ich die 10-15km höhere Reichweite im Vergleich zur 90% Ladung gebraucht, um nicht Zwischenladen zu müssen
  • restliche 100% Ladungen habe ich zum Kalibrieren des Akkus gemacht

Ich habe festgestellt, dass für mich die 10% höherer Akkustand faktisch nichts bringen. Durch die fehlende Rekuperation aufgrund des vollen Akkus ist der Verbrauch die ersten 20 km enorm viel höher. Ich merke im Alltag keinen Unterschied ob ich auf 90 oder 100% lade. Und dann ist es mir wichtiger, dass ich in 3 Jahren lieber noch einen gesünderen Akku zu haben - auch wenn das Auto dann zurückgeht.

Daher lade bis 90% vor Langstrecken, schalte lieber nochmal den Klimatimer an und halte den Akku auf 40-60% wenn er mal ein paar Tage steht.

Für mehr Details hier eine hervorragende Doktorarbeit, die @krheinwald vor geraumer Zeit mal im Forum eingestellt hat

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Hey, vielen Dank, das sehe ich mir in jedem Fall an. Danke für die gute Antwort. Ich habe letzte Woche mal gemessen, wie weit ich mit den 10% von 100 bis 90 komme… also bin bei’nem Kunden in Karlsruhe mit 100% auf die A5 gefahren und bei Höhe Bruchsal hatte ich schon 10% weg und war dann etwa bei 90%. (plusminus). Also das wären dann so ca. 25km gewesen.
Wenn man die realistischen 360km (bei vorsichtiger Fahrweise) mal durch 10 teilen würde unter der falschen Annahme, dass die Entladekurve proportional wäre, käme man auf 36km pro 10%.

Da stimme ich Dir in jedem Fall ein wenig zu, dass diese 10% ganz oben nicht so viel bringen. Wahrscheinlich bringen sie immer weniger, je länger man das Auto hat.

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Bei 130km/h auf der AB rechne lieber mit 30% auf 100km. Trifft es bei mir in den meisten Fällen ziemlich exakt. Ich fahre mehr als 60.000km im Jahr, 100% tatsächlich nur zum Kalibrieren. Ansonsten max. 90%. Die letzten 10% bringen wirklich nur im Extremfall was, nämlich dann, wenn Du sonst die Säule nicht erreichen würdest. Alles andere ist wirklich eher nachteilig für den Verbrauch.

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