Enso und Conan’s Urlaub in Südtirol
Morgens um 3 Uhr ging es los. Nachdem die Türen ins Schloss gefallen waren, glitt der Polestar 2 lautlos vom Hof und machte sich auf die rund 700 km lange Strecke nach Südtirol auf.
Schell noch nen Kumpel im Nachbarort aufgegabelt und den Kofferraum strategisch gut gepackt, denn der war mit zwei Reisetaschen, zwei Rucksäcken und dem Kram für den Hund schon sehr voll. Die Kühlbox an den 12V-Anschluss drangeklemmt und ab auf die Autobahn.
Tante Google sagte mir schon gleich nach Eingabe der Zieladresse, dass dies ohne Zwischenstopp nicht klappt.
Ich hatte mir mit ABRP eine Strecke zurechtgelegt. Aber schon der erste Halt laut ABRP war auch nach Tante googles Rechnung nicht erreichbar. Was nun?
Erst mal losfahren - man wird ja sehen.
Bei Tempo 125 - 135 km/h dann mit LED-Pixel-Licht gefahren. Den LKW-Fahrern auf der Gegenfahrbahn passte das nicht. Also auf „normales“ Licht umgestellt. Auch das ist ordentlich hell.
Nach ca. 2,5 Stunden erreichten wir doch die von ABRP errechnete Raststation „Ohrenbach“ auf der A7. Die Ladestationen waren bei Zufahrt schlecht ausgeschildert, und wir sind erst mal etwas über den Rastplatz gekurvt, dann gegen die Fahrtrichtung langsam zu den Ionity-Ladern hin.
Anstecken - bangen - klappt! Mit 137 kw wird der Polestar 2 wieder frisch für die nächste Etappe gemacht.
Wir haben natürlich mehr nachgeladen, als uns ABRP vorgeschlagen hat. Und so dauerte diese Pause rund 35 Minuten, gerechnet von Anstecken bis wieder losfahren. Man muss aber auch die Zeit rechnen, bis der Hund wieder sicher auf dem Rücksitz verstaut war, Fahrerwechsel und erklären, dass das Auto gar nicht so kompliziert ist usw.
Nächster Halt: Raststätte Illertal -> EnBW-Lader
Und hier muss man erst mal schnallen: Eine Säule mit 150kw und der andere Rüssel „nur“ 75kw. Und die zweite Säule war ein Tripple-Charger.
Da so ein Petrol-Head meinte, seinen Stinker auf dem E-Parkplatz zu platzieren und gemütlich draußen eine zu Rauchen, musste ich ihm erst mal klar machen, dass ich nicht an den lahmen Triple-Charger will, sondern genau seinen Platz haben musste, den er mal eben schön zugeparkt hat (übrigens gleich beide Plätze!!!).
Widerwillig stieg er ein und machte Platz.
Anstecken -> bangen -> klappt!
Auch hier wieder ein paar kw/h mehr laden als notwendig gewesen wäre. Doch wir sahen schon: ABRP ist da ziemlich exakt, respekt dafür! Denn das, was wir beim vorherigen Ladestopp „draufgepackt“ hatten, hatten wir jetzt ungefähr auch noch mehr.
Aber sicher ist sicher!
Dann ging durch den Grenztunnel bei Füssen ab nach Österreich. Was würde die Internetverbindung machen? Nach einigen Kilometern (leider im Stau) war keine Veränderung festzustellen. Und Tante google gab auch gerne einen Witz zum Besten, wenn man sie fragte. Also klappte das einwandfrei. Spotify tut auch sein Übriges für die angenehme Reise.
Über den Fernpass ging das Auto wie nix! Keine Mühe, keine Last und vor allen Dingen: Keine Schaltvorgänge!!! Herrlich - einfach Strom geben und der Polarstern schnurrt den kurvigen Straßen hoch.
Ich hatte etwas Bammel vor dem Stromverbrauch. Aber ganz ehrlich? Autobahn ist schlimmer als so ein Pass. Und das schöne ist: Ab der Passhöhe abwärts zählt der P2 ja rückwärts Laden durch Rekuperation ist klasse.
Unser nächster und letzter Ladestopp war dann die Raststätte Nassereith. Hier hat uns Tante Google jedoch zuerst mal an der Einfahrt zur Raststätte vorbeigeführt und uns aus dem Ort dann über einen kleinen Feldweg wieder zurück navigiert. Total strange!
Da mein Kumpel noch immer fuhr (mittlerweile mit Polestar-Grinsen, seine Skepsis war verflogen), hatte ich vorher schon gesehen, dass eine Säule defekt war. Aber drei waren ja noch da. Wir also hin und - natürlich: genau vor der defekten Säule eingeparkt.
Schnell umparken - anstecken - bangen -> klappt!!!
An den Zapfsäulen für den Dinosaft stauten sich die Autos. Nach nur 25 Minuten sind wir wieder los - da waren die, die zeitgleich mit uns zum Tanken kamen gerade mal dabei, den Rüssel der Zapfsäule in die gierige Öffnung des Tanks zu stecken. Von wegen also: Laden dauert länger.
Nun ging es über Imst und Landeck zum Reschenpass. Auch hier wieder: Klasse fahren so ohne Schalten. Einfach mit einem Pedal den Pass rauf und dann beim Hinabgleiten in den Vinschgau lädt der gute Polestar wieder auf. Was waren bei mir übrigens 6%. Ich fand das ganz schön viel.
Bei Naturns ging es dann links ab ins Schalstal. Wer sich auskennt weiß: Ab jetzt geht es nur noch bergauf. Wir hatten noch knapp die Hälfte an Akku-Leistung und erklommen nun Höhenmeter um Höhenmeter. Da wir noch sehr früh am Tag waren, sind wir zum Vernagt-Stausee hoch und wollten als kleine Einlauftour diesen einmal umrunden. Oben angekommen hatte ich mal gerade noch 39%. Der Berg (rund 1.300 Meter Höhenunterschied) zehrt also schon am Akku.
Am See selbst hatte ich gesehen gibt es eine AC-Station von Alperia, dem lokalen Stromanbieter dort vor Ort.
Es steckte schon ein e-Tron dran, aber die zweite Ladebuchse war noch frei. Der e-Tron lud mit ca. 11 kW, also wäre das ideal für uns gewesen. Leider konnte ich die Säule nicht dazu bewegen, mir ihren Saft zu geben. Ich hatte mich also völlig umsonst in diese durch den e-Tron extrem verkleinerte Lücke zur Säule gequetscht. Als ich wieder fahren wollte, kam der Fahrer des e-Trons und beschwerte sich, dass die Säule ja sooooo langsam sei. Er könne doch mit über 100 kW laden, aber hier kämen ja nur so wenige raus. Er müsse doch mal schnell 40 kW/h laden.
Ich hatte dann versucht zu erklären, dass diese Säule hier AC ist und nicht DC, und dass die Säule einfach nicht mehr als 11kW rausrückt. Naja, er wollte es nicht einsehen.
Ich bin dann gefahren, denn ich hatte ja noch genug Power im Speicher.
Nach unserer Einlauftour sind wir dann wieder ein Stück im Schnalstal runter, mein Akku lud um 3% auf und dann bogen wir ins Pfossental ab. Jetzt führte uns unsere Strecke genau 5 km zu unserem Ziel, der Gaststätte Jägerrast der Familie Kofler.
Dort angekommen fährt man ein ganz kleines Stückchen auf dem Meraner Höhenweg, zwischen ihren Gebäuden durch (Gasthaus und Scheune). Meint ihr, die Leute wären rübergegangen? Nein, die haben uns einfach nicht gehört. Ich bin mir aber sicher, dass mein Lüfter deutlich zu hören war
Abends dann, nach dem Essen, kam der Wirt und wollte alles über das Auto wissen. Wir kennen uns schon einige Jahre, und ich weiß, dass er ein ganz bewusster Mensch ist, der den Umgang mit der Natur sehr nachhaltig und bewusst übt.
Als Jäger (klar, Gasthaus Jägerrast) aber auch als Unternehmer. Denn die Familie bewirtschaftet den Hof, hält die Hänge rund um das Anwesen in Schuss (und die sind wirklich steil), forstet immer wieder aus eigenen Mitteln (und EU-Geldern) den Wald auf, um so der Gefahr von Muren-Abgängen zu trotzen.
Und außerdem erzeugt er seinen eigenen Strom, und zwar nahezu vollständig. Er hat ein kleines Wasserkraftwerk, natürlich eine Photovoltaik-Anlage und seine Kühe und Schweine versorgen ihn mit Biogas, welches er in Strom umwandelt.
Es war für ihn selbstverständlich, dass ich meinen P2 bei ihm laden muss.
Er hat mir dann die 16A-CEE-Dose gezeigt und ich durfte - dank meines Juice-Boosters und der 10m-Verlängerung seinen Ökostrom in mein Auto laden.
Über Nacht war das Auto locker wieder auf 80%.
Als Dank wollte er nur eine Probefahrt haben. Die hab ich ihm natürlich gerne gegeben und ihm alle seine Fragen beantwortet. Solche Menschen braucht das Land (ok, hier ist es Südtirol, aber egal). Menschen, die sich Gedanken machen, mit kleinen Schritten die Welt ein wenig besser zu machen. Ohne großes Aufsehen, einfach so!
Vor Ort sind wir dann auch im dem P2 und noch einem Diesel der anderen Mitreisenden abwechselnd gefahren, um uns zu unseren Start- und Endpunkten der Wanderungen zu bringen.
Conan hat es in dem anderen Fahrzeug deutlich besser gefallen, denn im P2 im Kofferraum ist es für einen Husky schon recht eng - erst recht, wenn noch Rucksäcke mit dabei sind.
Die Rückreise gestern war etwas seltsam. Ich hatte mir die Navigations-Karte von Süd-Tirol als Offline-Karte heruntergeladen. Die Navigation klappte prima, allerdings hatten wir kein Internet (die Tage vorher kein Problem).
Nachdem ich dann ein paar Mal meinen Handy-Hotspot (und im Stau auch dem Hotspot von „Helene“ - muss wohl das Auto vor oder hinter uns gewesen sein) ein- und ausgeschaltet hatte, ging es plötzlich wieder. Erst jetzt konnte natürlich auch auf Verkehrsdaten zugegriffen werden, und Tante Google schickte uns statt über den Fernpass über das Hahntennjoch. Ach du liebe Güte, was für ein Sträßchen. Aber gut, wenn es schneller ist, als 30 Minuten im Stau zu stehen - so what!.
Aber auch schon wieder ein Problem mit Spotify: Die App war nicht dazu zu bewegen, Musik abzuspielen. Erst ein Abmelden und erneutes Anmelden hat das Problem beseitigt. Das haben wir dreimal im Urlaub machen müssen. Der Gasthof Jägerrast liegt im Funkloch - vielleicht liegt hier ein Problem, wenn das Auto zwei bis drei Tage nicht bewegt wird?
Die Rückreise war trotz einiger Staus um Umleitungen recht entspannt. Unsere erste Ladepause machten wir nach 4,5 Stunden(!!!) in Memmingen an einer EnBW-Säule. Gerade als wir fertig waren, kam ein grüner Porsche Taycan. Das Auto ist schon der Hammer, aber tauschen? Öhm, nö!
Dann wieder in Ohrenbach geladen und in Langen-Bergheim. Und schon waren wir wieder zu Hause - fast 11 Stunden Fahrt, aber deutlich enspannter als sonst.
Ich fasse hier noch mal die einzelnen Punkte mit und zusammen:
Komfort & Sicherheit
Hier gibt es nix zu meckern, oder naja, vielleicht doch: Wenn man 500 km auf der Autobahn mit Assistenzsystemen fährt, braucht es irgendwann einen Platz für den rechten Fuß. Das ist schon doof. Aber sowohl Komfort als auch Sicherheit sind im Polestar 2 super. Der Totwinkel-Assistent hat mich vor einer engen Situation bewahrt.
Navigation
Nahezu perfekt, auch wenn ABRP scheinbar besser über den Stromverbrauch Bescheid weiß als das Auto selbst. Mit der Offline-Karte kommt man auf jeden Fall zum Ziel, hat aber bei fehlender Internet-Verbindung keine Verkehrsdaten.
Ladevorgänge
Alle haben funktioniert. Die Schnelllader von Ionity und EnBW klappen super. Beim AC-Lader vom lokalen Alperia hat es nicht funktioniert, aber das lag nicht am Fahrzeug, sondern an den Möglichkeiten meiner vorhandenen Fahrstromanbieter. Vielleicht hätte ich mit Handy die Säule dazu gebracht, etwas Strom auszuspucken, aber dazu war es einfach nicht notwendig.
Blickfang
Das Auto ist einfach ein Hingucker. Alleine, wie sich die Menschen auf der Autobahn die Köpfe verdreht haben, war schon interessant. Aber da ja, wie gesagt, der Gasthof Jägerrast wirklich genau mitten auf dem Meraner Höhenweg liegt, sind täglich hunderte von Wanderern an meinem P2 vorbei. Und wirklich viele blieben stehen, wunderten sich über den Wagen und rätselten, ob es nun ein Hybrid oder ein reines Elektroauto ist.
Tunnelnavigation
Das geht gar nicht!!! Im Tunnel wird überhaupt keine Fortschreibung von Fahrzeugdaten oder was weiß ich auch immer dazu verwendet, die Route wenigstens rechnerisch weiterzuführen. Tante google steckt irgendwann mitten im Berg fest. Gerade bei langen Tunneln in Österreich sagt sie noch „kein GPS-Signal vorhanden“ und dann kannst du eigentlich alle Anzeigen vergessen: Akku-Stand bei Ankunft, Fahrtdauer usw. Hier ist dringend Abhilfe zu schaffen.
Spotify bzw. offline-Musk
Es hat sich dreimal innerhalb einer Woche die App aufgehängt. Warum? Keine Ahnung. Nur durch Abmelden und erneut Anmelden (Paring mit Handy) konnte das Problem beseitigt werden. Und wenn man im Funkloch unterwegs ist, ist die Ruhe im Auto schon gespenstig. Keine Musik, einfach nix!!! Hier muss ein Mediaplayer her, und zwar flott.
Internetprobleme
Wenn das Internet mal weg ist, dann ist es Glückssache, es wieder zu erhalten. Hier muss auch noch mal geschaut werden, ob das irgendwie besser geht.
Fehlermeldungen
So manche Fehlermeldung hab ich auch erhalten während der Woche.
Wenn ich z.B. den Frunk öffne, kommt immer die Meldung „Sicher anhalten!“ Ob die Sinn macht???
Dann hatte ich mal eine Meldung, in der es um „Beschleunigung“ ging. Leider kann ich den Wortlaut nicht wiedergeben, da die Meldung nur einmal sehr kurz zu sehen war.
„Wartung eCall erforderlich“ kam jedoch häufiger.
Und auch der Hund, der auf dem Rücksitz schon mal hin- und herwandert, um sich eine neue Liegeposition zu suchen, löst natürlich im Display eine Meldung aus, dass auf dem rechten hinteren Sitz jemand unangeschnallt sitzt. Diese Meldung muss man manuell wegdrücken.
Sicht nach hinten
Schon häufig angesprochen: Die ist schlecht. Aber ok, mit den Kameras kommt man da schon zu recht.
Schmutzanfälligkeit der Innenausstattung
Ja, stimmt. Sie ist sehr schmutzanfällig - aber sie lässt den Schmutz auch wieder los, wenn man mit einem angefeuchteteten Tuch über die Textilien streicht. Wasser reichte bei mir.
Mein Fazit:
Jederzeit fahre ich wieder mit dem Polestar 2 diese Strecken. Die Bedenken, dass man alle paar Meter laden muss, sind Quark. Und wenn man einen Hund dabei hat, dann machen die regelmäßigen Pausen sowieso Sinn.