Frage zur "Adaptiven Geschwindigkeitsregelung"

Hallo in die Runde,

ich hätte mal eine Frage, da ich mir nicht sicher bin, ob nur ich so empfindlich bin oder ob mein PS2 eine Macke hat: Ich fahre gerne mit Tempomat, der ja hier anscheinend „adaptive Geschwindigkeitsregelung“ heisst. Bei stop&go, in der Stadt bei fließendem Verkehr etc. funktioniert das für meinen Geschmack hervorrgend: Das Fahrzeug bremst rechtzeitig ab, hält einen vernünftigen Abstand zur/zum Vordermann/-frau und beschleunigt im Anschluß auch wieder.

Das einzige, wo ich wirklich ein ziemliches Problem habe, ist, wenn ich zB. in der Stadt oder auch Überland, mit ca. 50-70 km/h mit ACC (heisst so die Abkürzung?) an eine rote Ampel fahre und bereits Fahrzeuge an der Ampel warten. Das Fahrzeug bremst so dermassen spät und dann auch vehement ab, dass ich jedes Mal zittere, ob der Assistent evtl. abgestürzt ist und ich direkt ins nächste Fahrzeug reinrausche. Ich „trainiere“ das jetzt schon seit ca. drei Monaten, aber ich krieg da immer noch Herzrasen und feuchte Hände.

Geht’s hier noch jemandem so oder bin ich einfach zu verweichlicht?

Viele Grüße,
Joachim.

Das ist kein Fehler. Eigentlich sind ACCs nicht dafür ausgelegt auf stehende Hindernisse zu reagieren, sondern halten einen Zeitabstand zu den Vorausfahrenden Fahrzeugen. Dass das bei Stop&Go-Verkehr funktioniert liegt ganz einfach daran, dass das Auto mitbekommt, dass ein sich zuvor bewegendes Objekt stehen bleibt und anschließend wieder weiter fährt. Wenn du auf bereits stehende Fahrzeuge auffährst ist es eigentlich deine Aufgabe die Geschwindigkeit anzupassen.

Mich wundert es, dass das Fahrzeug überhaupt bremst, denn hier im Zweiten punkt steht, dass das nicht innerhalb der Grenzen des Systems ist:


https://www.polestar.com/de/manual/polestar-2/2022/article/Adaptiver-Tempomat*/

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Ach Du grüne Neune, danke fürs Bereitstellen des Auszugs aus der Bedienungsanleitung. Das hätte ja ganz gewaltig schief gehen können. Ich hatte mich tatsächlich schon gewundert, aber für RTFM war ich offenbar dann doch zu faul.

Rein technisch scheint es allerdings dann doch zu funktionieren. Laut BDA messen die Sensoren den Abstand zum Vordermann, davon abgeleitet kommt man auf Differenzgeschwindigkeiten. Wenn diese zu hoch werden und/oder der Abstand zu gering, könnte das System eigentlich das gleich wie im fliessenden Verkehr machen: Den Abstand wieder herstellen, auch wenn das bis zum Stillstand des Fahrzeugs wäre. Ich muss da noch mal drüber nachdenken… Ich gebe zu, dass ich von derlei Sensorik keinerlei Ahnung habe. Offenbar scheint es ja dann doch irgendwie zu funktionieren, allerdings so, dass ich schier einen Herzkasper bekomme. Jedes Mal.

Ich werde mir das jetzt wohl abgewöhnen, danke noch mal.

Na klar, technisch sind die Sensoren dazu in der Lage stehende Objekte zu erkennen. Aber das ist ja oft gar nicht gewollt, z.B. vor Kurven sollen Objekte am Straßenrand nicht als stehendes Fahrzeug erkannt werden und eine Vollbremsung provozieren. Oder Parkende Fahrzeuge am Fahrbahnrand bzw. auf anderen Abbiegespuren. Das Auto kann ja nicht riechen, ob man dahinter stehen bleiben will oder dran vorbei fährt.

Das, was du beschreibst, klingt fast schon eher nach dem Notbremsassistenten kurz vor eine Kollision. Kommen vor der Bremsung visuelle bzw. hörbare Warnungen?

Probiers aus :wink: Nein, es kamen keine, zumindest nicht mit bis zu 70km/h. Höhere Geschwindigkeiten habe ich nicht probiert, ich wollte den Bogen dann doch nicht überspannen, bei 50 ist’s schon schlimm genug.

Deine Begründung, wieso das so, wie ich es mir vorstelle, nicht umgesetzt wurde, klingt schlüssig.

Mein System hat abgebremst als ein relativ großer Hase im dicken Nebel auf der Straße gesessen hat…sonst wäre ich da wohl rübergefahren…

Also ich mache seit ca. 20.000km in der Stadt genau das. Übrigens mit ACC beim Non-Polestar-Vorgängerfahrzeug auch. Man sollte nur darauf achten den Abstand über die Tasten am Lenkrad auf sehr weit, 3 Striche bei mir mindestens, zu stellen, damit er frühzeitiger abbremst. Funktioniert einwandfrei.

Ich kann ein ähnlich spätes Abbremsen auch von aktuellen BMWs berichten.

Das ist voll übel, oder? Mir wird da jedesmal schlecht.

Der Trick ist, mit der „-“-Taste auf 30 zu verzögern. Bei dem Tempo erkennt er dann auch stehende Fahrzeuge zuverlässig und bremst sanft den Rest ab.

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PS: Und sobald das stehende Fahrzeug erkannt wurde, kann man mit „+“ wieder die richtige Soll-Geschwindigkeit einstellen.

…mal abgesehen davon dass der ACC nicht für Stop & Go ausgelegt ist und ich nicht dafür verantwortlich sein will als Fahrer wenn meine Karre aus welchen Gründen auch immer unvorhergesehen gegen eine stehende Kolonne beschleunigt…

…wenn ich ständig rumköpfeln muss, kann ich auch gleich das dafür vorhergesehene Gaspedal in OPD verwenden - dürfte erst noch komfortaber sein und der Notbremsassisten bremst dann im Fall der Fälle immernoch.

Diese Funktion kann man nur erreichen, wenn das Auto auch selber bremst. Wenn Deine These stimmt, dann hat man eine Funktion programmiert und beschrieben, die es nicht geben sollte. Ich selber finde es bei stockendem Verkehr auf der Autobahn super praktisch.

Der ist aber wirklich hart und spät…

Warum sollte er das nicht sein?

Hab mich vielleicht etwas unglücklich ausgedrückt.

Im Kapitel ACC selber wird davor gewarnt, dass stehende Objekte unter Umständen nicht erfasst werden können. Die Bremsautomatik wiederum beschreibt Stop & Go Verkehr aus dem rollenden Verkehr.
Ich schliesse daraus, dass es durchaus eine Rolle spielt, ob man auf ein zuvor nicht erfasstes, stehendes Fahrzeug mit dem ACC auffährt, oder man sich in einer typischen Kolonne bewegt die immer mal wieder ins Stocken kommt → hier ist es einfach extrem gefährlich, wen sich vordere Fahrzeuge zum Spurwechsel, Abbiegen oder Ausfahrenentscheiden. Der Poli beschleunigt auf die eingestellte Geschwindigkeit im ACC.
So hat hier in der Gegend vor ca einem
Jahr einer eine Fussgängerin totgefahren.

Sinngemäss nach Anleitung (die ich unglücklich geschrieben finde) ist das Auffahren mit dem ACC auf eine stehende Kolonne nicht empfehlenswert, hingegen das Automatische Folgen im sich verlangsamenden Verkehrsfluss unproblematisch.

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Ich sehe das wie Oliver.
Das ACC erfasst vorausfahrende Fahrzeuge als eben solches und merkt sich dieses als Objekt. Wenn dieses Objekt nun langsamer wird, wird die Geschwindigkeit entsprechend angepasst, bis hin zum stillstand. Der Assistent „weiß“ dann immer noch, dass sich vor ihm ein sich bewegendes Objekt befindet, das kurzzeitig angehalten hat. Wenn sich das Objekt wieder in Bewegung setzt kann weiter gefolgt werden. Vorausgesetzt ist eine lückenlose Erfassung.

Wenn man auf ein stehendes Objekt zufährt kann einem niemand garantieren, dass dieses Objekt als „vorausfahrendes“ Fahrzeug erkannt wird oder einfach ignoriert wird. Ggf. greift dann noch der Notbremsassistent und haut einem eine Gefahrenbremsung um die Ohren.

Die „Tricks“, dass man einfach den Tempomaten niedriger einstellt und weiter auf ein stehendes Auto zufährt, halte ich für extrem riskant und fahrlässig. Im Grunde ratet ihr dabei dazu, das System bewusst außerhalb seiner Grenzen zu betreiben. Im Handbuch steht eindeutig drin, dass das Reagieren auf stehende Objekte nicht Teil des Funktionsumfanges des ACC ist. Nur weil es meistens funktioniert bedeutet das nicht, dass es auch angedacht ist, dass das System so genutzt werden soll.

Sicherlich, Assistenten müssen immer vom Fahrer überwacht werden, und dieser muss jederzeit eingreifen können. Aber wenn man anfängt dieses Verhalten als „normal“ anzusehen, dann fehlt einem da irgendwann möglicherweise der notwendige Indikator, dass man sich gezwungen sieht, einzugreifen. Und dann kracht es im Zweifelsfall.

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Da hier jetzt schon mehrfach vom Notbremsassistenten die Rede war habe ich da mal eine Frage (wenn auch OT) in die Runde.
Hat der bei jemandem schon mal ausgelöst, das Fahrzeug zum Stillstand gebracht und somit einen potenziellen Unfall verhindert?
Bei mir kommt es immer mal wieder zu einer Fehlauslösung, z.B. in Kurven bei parkenden Autos am Straßenrand, da geht er dann aber immer nur für Sekundenbruchteile voll in die Eisen, so dass eigentlich nur ein „Ruck“ entsteht.
Es kann natürlich sein, dass er das dann immer sofort als Fehler bemerkte und die Bremsen löste, aber eine wirkliche Vollbremsung habe ich noch nicht erlebt.

Solche Assistenten haben in der Regel mehrere Stufen. Als erster Schritt wird der Fahrer „geweckt“, damit der ggf. selber eingreifen kann. Das kann sowohl akustisch als auch mit einem Bremsruck passieren. Dabei werden die Bremsen dann auch oft „schärfer“ gestellt, damit man schneller zum Stillstand kommen kann. Eine richtige Vollbremsung erfolgt erst, wenn der Fahrer da selber nicht drauf reagiert oder nicht mit Gas geben überstimmt. Wie genau es beim Polestar gehandhabt wird kann ich aber nicht sagen.

Ja. Hat er. Vollbremsung seitens des Vordermanns auf kerzengerader Strecke ohne jeden Grund. Bis ich gerafft habe was da ab geht, stand ich dann mit eingeschalteter Warnblinkanlage da… :wink:

Das kann man so sehen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es geht. Dies bedeutet nicht, dass ich - egal wo - ohne den Fuß über der Bremse zu haben, auf eine stehende Kolonne auf fahre. Aber es hängt sehr viel davon ab, wie weit der Abstand im ACC eingestellt ist. Das regelt wie weit er vorher reagiert. Wer mit einem Strich auf ein stehendes Hindernis zu fährt kann eine Überraschung aber auf jedenfall eine sehr abrupte Bremsung erleben.

Keine Hilfsfunktion funktioniert zu 100%. Wie weit man das als Fahrer ausreizt, bleibt jedem glücklicherweise selber überlassen.

Das bedeutet nicht zwangsläufig, dass das System das nicht kann. Polestar nimmt sich hier nur aus der Haftung. Eine Kaffee ist heiss, trotzdem gibt es Länder wo das auf dem Becher stehen muss.

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