Süddeutsche Zeitung 7. September 2023, 16:41 Uhr
Auch aus der Autoindustrie kommen ja immer wieder diese Zweifel, zuletzt von BMW-Chef Oliver Zipse.
Ich bemühe mich um eine diplomatische Antwort. Wie kann man immer noch nach außen hin diese Ambivalenz zeigen? Ich verstehe das nicht. Das ist für die Kunden auch fatal. Ich muss doch Orientierung bieten. Und den Menschen, die sich für 70 000 Euro ein Auto kaufen, die Gewissheit geben, dass das eine richtige Technologieentscheidung ist. Wie will ich die davon überzeugen, wenn ich selber sage: Ja, aber vielleicht. Da vermisse ich einfach wirkliches Leadership.
Sehr auf den Punkt gebracht.
Ich vermute, dass es bei der Benutzung des Begriffes „Technologieoffenheit“ eher um Nichtverstehen, bewußte Meinungsmache, Lobbyarbeit oder einfach um das Politisieren geht.
So gesehen wäre die Rückkehr zur Dampfmaschine so technologieoffen, wie das unwirtschaftliche synthetische Herstellen von Kraftstoffen und deren Verbrennung im offenen Feuer.
T.I. hat noch ein paar Hühnchen zu rupfen mit seinen früheren Kollegen und ich habe den Eindruck, dass er sich nun schon sehr selbstbewußt mit seinen Erfolgen zeigen kann.
Das darf er und ich stimme ihm voll zu.
Ich habe neulich eine interessante Definition von ‚technologieoffen‘ (im Hinblick auf die Nutzung in der Diskussion um Mobilität und Heizung) gelesen: Technologieoffenheit bedeutet, auf ungewisse technische Entwicklungen in der Zukunft zu hoffen, um heute unbequeme Entscheidungen zu vermeiden.
Ich bin tatsächlich auch (und nicht nur beim Auto) technologieoffen. Das was am besten funktioniert für meinen Einsatzzweck und gleichzeitig bezahlbar ist, bzw. ein sinnvolles Preis-Leistungs-Verhältnis hat… das wird es. Ob es, beim Auto, nun in 20 Jahren einen Mr. Fusion gibt, oder per Materie-Antimaterie angetrieben wird, ist mir völlig gleich.
Daran, dass Verbrenner einen Wirkungsgrad von 80+% erreichen. Das Gedröhne und Gerumpel abstellen, keinen Auspuff haben, und regenerativ und kostengünstig Kraftstoff herstellen, etc… glaube ich zwar nicht… aber lasse mich da gerne eines besseren belehren.
Nun, Polestar ist immer noch eine Geldverbrennungsmaschine. Ohne Kredite von Volvo wäre der Ofen schon aus. Ich finde leider nichts dazu, wann TI gedenkt, den Laden in die schwarzen Zahlen zu führen. Die Auslieferungsprognose für dieses Jahr wurde aber zumindest nach dem 2. Quartal um schier unglaubliche und auch unglaublich ungenaue 12,5 bis 25 % gesenkt.
Volvo ist Nischenbedienung gewohnt, für Polestar gibt es sicher einen fixen Termin und einen Plan B.
Aber soetwas plaudert man nicht aus, sondern verkauft es dann als logischen Schritt in die Zukunft.
Meine Prognose hierzu habe ich im Forum bereits gestellt und ich wäre nicht traurig drum, denn im P. steckt ne Menge V. drin
Im Interview gibt es einen bemerkenswerten Abschnitt:
#Einen Messestand hat der Elektroauto-Hersteller Polestar nicht auf der diesjährigen IAA. Nicht nötig, sagt Firmenchef Thomas Ingenlath …#
Naja. PS ist immerhin börsennotiert und keine Tuningwerkstatt mehr. Hier findet man entsprechende Finanzberichte, aber keinen langfristigen Ausblick.
Tja, dann werden wir mal schauen
Ich denke, das Thema Technologieoffenheit ist rein politisch gedacht. Deutsche Autofirmen sind bei BEVs gnadenlos vom Rest der Welt abgehängt worden. Hier Verunsicherung zu stiften hilft kurzfristig den heimischen Automobilherstellern. Der Umwelt sicher nicht, und letztlich dem Witschaftsstandort auch nicht. Die Karre muss wohl erst sprichwörtlich an die Wand gefahren werden. Und die FDP macht sich zum Handlanger.
Dabei bitte nicht vergessen das seit 01.09. die gewerbliche Förderung weggefallen ist.
Im Dezember wird es möglicherweise ähnlich werden, da ab 01.01.24 die Förderung nochmal gekürzt wird.
Absolut. Im September werden die Zahlen ziemlich einbrechen. Aber so oder so… ist ein Drittel schon richtig krass.
Bei dem Satz muß ich widersprechen. Die deutschen Firmen haben die Zukunftstechnik aktiv abgelehnt und versucht zu verhindern. Nun stellen sie fest, daß das ziemlich dumm war und versuchen es so darzustellen, daß es irgendein Standort-Nachteil in D wäre und andere viel bessere Bedingungen haben. Letztlich ist da ein Betteln um Subventionen, getreu dem Motto Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren.
Ich habe in den 90ern eAutos verkauft. Kleines deutsches Start-Up. Die mussten im Ausland die Teile einkaufen (und bei Ford, die waren da offener), weil die „deutschen Hersteller“ die potentiellen Zulieferer aktiv unter Druck gesetzt haben: „Wenn ihr denen was verkauft, kommen eure Teile nicht mehr in unsere Autos“.
Es zieht sich ja durch, daß die großen deutschen Hersteller auch über ihre Lobby-Organisationen in D und EU echte Alternativen bis zuletzt bekämpft haben.
vielleicht sollte ich ergänzen „durch eigenes Verschulden abgehängt“
Man kann sich die Kommentare auf diesen Artikel in der Süddeutschen Zeitung antun oder es lieber bleiben lassen. Und wieder erwische ich mich dabei, darüber nachzudenken, wie man solchen Leuten mit vernünftigen Argumenten beikommt.
Aber es scheint noch eine Menge sehr hoffnungsloser Fälle zu geben:
Meinen direkten Stellplatznachbarn habe ich in 3 Jahren nicht bewegen können, einmal in meinen P. zu steigen.
Zwischenzeitlich hat er sich nochmal (wie er meint) ein richtiges Auto gekauft.
Damit startet er jeden Morgen pünktlich um 6:20h doppelrohrig extra laut in den Tag.
Und mein Schlaf ist damit beendet. Ich bin fest überzeugt, dass er das nicht mutwillig macht.
nunja, früher gab es halt gute Ingenieure, die sehr komplexe Verbrennermotoren und eigentlich das ganze Fahrzeug zur Perfektion durchkonstruiert haben. Dafür hat man höhere Kosten auf Personal- und Energieseite in Kauf genommen, da man diese Motoren als Alleinstellungsmerkmal mit Premiumaufschlag verkaufen konnte.
Mit Abgasskandal, diversen techn. Unzulänglichkeiten aufgrund von Kosteneinsparungen (Steuerkette, Getriebe, Software!) und nun zu guter Letzt dem Umstieg auf einen vergleichsweise sehr simplen Elektromotor fällt halt dieses USP schlagartig weg.
Es gibt einfach keinen Grund wieso ein Elektromotor in Deutschland produziert werden sollte, wenn die Qualität aus dem Ausland vollkommen ausreicht.
Dank der Politik der letzten 20 Jahre kommen noch weitere negative Standortfaktoren wie Infrastruktur (zB. Bahn), Energiepreise und Steuerlast dazu.
Hersteller wie Tesla und nun auch viele Chinese zeigen, dass es auch mit etwas weniger Perfektionismus für die breite Masse taugt.
Na dann: Verbrennungskraftmaschinen können aus ganz grundlegenden Gründen keinen Wirkungsgrad von 80 % erreichen. Das geht genauso wenig wie ein Perpetuum Mobile.
Technisch ist real natürlich noch deutlich weniger erreichbar als der theoretisch maximale Wirkungsgrad, und operational (also „realer Fahrbetrieb“) geht dann nochmal weniger.
"Wie kann man immer noch nach außen hin diese Ambivalenz zeigen? Ich verstehe das nicht. Das ist für die Kunden auch fatal. Ich muss doch Orientierung bieten. Und den Menschen, die sich für 70 000 Euro ein Auto kaufen, die Gewissheit geben, dass das eine richtige Technologieentscheidung ist "
Das sagt doch alles: BMW et al sind fest entschlossen, gegen alle Vernunft nochmals mehrere 100’000 Verbrenner auf unsere Umwelt loszulassen. Meine PS Erfahrung (3600 km, 14.3 kwh Durchschnitt) : Es reden immer nur nicht EV Fahrer über Reichweite- und Ladeprobleme! (Mit einem Vermuttropfen: Wann gelingt es der EU endlich, ein einheitliches Roamingsystem beim Laden zu forcieren? Auch da sind Bremser am Werk, derer Bremsenergie wir leider nicht rekupieren können…)
Ich bin ja der Meinung, alles regelt sich von selbst über das Portemonnaie. Leider sind Elektroautos noch sehr teuer. Einerseits finde ich das als Besitzer eines solchen im Sinne der Wertstabilität gut. Andererseits: wenn der Kostenvorteil bei der Herstellung des Antriebsstrangs gegenüber einem Verbrenner endlich an die Käufer durchgereicht würde, wären Elektroautos viel billiger als die aus viel mehr Bauteilen bestehenden Verbrenner.
Die Möglichkeit quasi kostenlos zu tanken, würde dann der Photovoltaik, egal ob zuhause oder am Arbeitsplatz einen weiteren Boom bescheren. Und unterwegs dann Ionity für 35-40ct. Da kann kein freudloser Spardiesel mithalten. Keine Kfz Steuer, dafür THC Quote.
Und mit praktischer Erfahrung der Nutzer würden die Verunsicherungsargumente der Gegenlobbyisten an Überzeugungskraft verlieren. Reichweite? Fast egal wenn die Ladeleistung passt. Höchstgeschwindigkeit? Nice to have fürs Autoquartettt, aber praktisch ab einem bestimmten Wert irrelevant. „Ladestau“ in der Ferienzeit? Blackout wenn alle in der Dunkelflaute laden müssen? (…)
Ein Schlüsselerlebnis war für mich die gemeinsame Anreise von Handewitt nach Göteborg. 694km mit 11 Polestars mit gemeinsamen Ladestopps. Davor hatte ich mich auch gefragt wie das funktionieren soll. Jetzt weiß ich, dass das überhaupt kein Problem war.
Ich sehe nicht alles so wie TI. Unsere Definitionen von Premium sind weit auseinander. Aber was die klare Argumentation, die weiteren Schritte nach der Elektrifizierung wie umweltfreundlichen Produktlebenszyklus und die Leadership angeht, bin ich voll bei ihm.