Marderschaden-Abenteuer

Hallo zusammen,

Hier möchte ich mal von meinem unschönen Erlebnis von letztem Wochenende erzählen.

Freitagabend habe ich mich mit Freunden getroffen und habe mein Auto im Nebenort abgestellt gehabt. Als ich um etwa kurz vor 02:00 Uhr zum Auto zurückkehrte um heimfahren zu können, ging es los.
Das Auto sperrte normal auf bei Annäherung. Doch als ich dann eingestiegen bin wurde ich direkt mit einer Warnmeldung auf dem Drivers Display begrüßt:
Fehler Wählhebel - Leistung reduziert
Erst dachte ich mir nichts weiter dabei als das Auto dann aber wirklich nicht losfahren wollte und auch ein Soft- und Hardreset, sowie einmal absperren und etwas warten nicht half, wurde mir bewusst, dass da wirklich etwas nicht stimmen kann.
Ich habe auch versucht einmal kurz den Abschleppmodus einzuschalten, da er in diesem ja in den Fahrmodus wechselt.
Ab dann ging der Spaß richtig los, denn die Scheinwerfer wurden vollständig eingeschaltet und der Modus ließ sich auch nicht mehr deaktivieren. Das Auto ließ sich auch nicht mehr absperren.
Also habe ich die Polestar Assistance über den Connect Knopf im Dachhimmel kontaktiert. Falls sich jemand schonmal gefragt hat, wofür der Lautsprecher an der Wand hinter dem Central Display ist, er dient der Kommunikation mit der Polestar Assistance (und wahrscheinlich auch mit der Notfallhilfe).
Man hat dann meine Daten aufgenommen und den ADAC beauftragt - geschätzte Zeit bis Ankunft 2 Stunden.
20 Minuten später erhielt ich dann einen Anruf vom ADAC. Der Mitarbeiter informierte mich darüber, dass der Kranfahrer leider erst in der Früh um 9 kommt und ob das ein Problem darstellen würde.
Ich schilderte ihm daraufhin meine Situation woraufhin er meinte, er müsse sich etwas überlegen und würde mich nochmals zurückrufen.
Nach 10 Minuten hat er wieder angerufen und mich informiert, dass er nun kommt und in etwa 1 Stunde da ist. Ich war erstmal erleichtert, auch wenn es mittlerweile nach 3 Uhr nachts war.


Das Auto habe ich in einer Nebenstraße mit direktem Blick auf die Hauptstraße geparkt. Dort sind dann 2-3 Krankenwagen mit Blaulicht vorbeigefahren.
Etwa eine Stunde später rief mich der ADAC Mitarbeiter wieder an und informierte mich darüber, dass er nun gleich da sei, er müsse nun erst aber einen Unfallwagen abschleppen. Danach schaut er aber kurz vorbei, ob er mir eventuell so helfen könnte. Als er dann kam hatte er einen nagelneuen BMW M3 Cabrio hinten drauf. Totalschaden und bei dem Regen wohl voll in den Graben gesetzt. Aua :weary:
Er hat sich dann mein Auto kurz von innen und im Frunk angeschaut, meinte aber, dass er die Verkleidung nicht wegbauen kann und das Auto wirklich abgekrant werden muss.
Also nochmal 1 Stunde warten. Gegen 5:30 Uhr ging es dann los. Während der Aktion war ich sehr aufgeregt und mir war auch etwas übel.
Beim Abkranen lief alles gut, der Mitarbeiter war ein totaler Profi.


Das Auto wurde dann bei der nächsten Werkstatt abgeladen und für mich ging es dann um 6:40 Uhr ins Bett. 8:50 Uhr musste ich wegen eines Termins wieder aufstehen.
Am Nachmittag habe ich dann schon die Info von der Werkstatt bekommen: ein Marder war am Werk.
Wir mussten dann bis Montag auf die Antwort von Polestar warten, was zu tun ist.

Am Montag haben wir dann auch direkt die Rückmeldung von Polestar bekommen. Der Marder hat das Hauptkommunikationskabel durchgebissen…
Es handelt sich hierbei wohl um ein Automotive Ethernet Kabel.
Lösung: den kompletten Kabelstrang ersetzen. Kostet etwa 900€ netto + Arbeitszeit (die aufgrund dem, dass das Auto noch so neu ist, noch nicht im VIDA bepreist ist).
Der Kabelstrang wird jedoch für jedes Fahrzeug individuell angefertigt, Lieferung voraussichtlich irgendwann im Oktober.
Man hat nun die Kabel notdürftig repariert und wir warten nun auf die Lieferung des Kabels.

Dafür habe ich mir nun direkt noch einen Marderschreck verbauen lassen, damit so etwas hoffentlich nie wieder passieren wird.
Ich habe mein Auto jetzt wieder und bin schon wieder einiges an Strecke gefahren. Ich bin sehr zufrieden damit, wie zuverlässig er ist und was für tolle Verbrauchswerte ich damit erzielen könnte (siehe Beitrag im anderen Thread).

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Meine Güte. Das braucht kein Mensch. Dass du nach dieser Geschichte überhaupt etwas schlafen konntest, beeindruckt mich :wink:

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Ja, das beeindruckt mich selbst auch etwas. Gottseidank ist er aber wieder fahrbar und ich muss nicht bis Oktober warten :slight_smile:

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Rein aus Interesse - seh’ ich das am Foto richtig, dass das Auto - wie schon mehrfach hier im Forum gesehen (und dann gab es meist darunter Aufschreie) - mit Gurten an den Felgen gekrant wurde? Gerade bei so einem schweren Wagen wie dem P3 ist das aber schon grenzwertig?

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Hi moony,

Ja wurde an den Felgen angehoben. Habe mir da nichts weiter dabei gedacht, aber jetzt wo Du‘s sagst?
Er meinte er hat schon deutlich schwerere Autos so gehoben.

Das ist mal grundsätzlich schön für den Kranfahrer - funktionieren tut es ja augenscheinlich. Aber ob er auch abschätzen kann was diese Belastung mit den Felgen, Fahrwerk etc. macht wage ich zu bezweifeln.

Eventuell ist es ja auch OK, aber wie schon erwähnt - diese Art der Anhebung wurde hier schon mehrfach kritisiert. Mich würde interessieren ob es dazu eine belastbare Aussage gibt (vom Hersteller oder wem auch immer … ) auf die man sich im Zweifelsfall beziehen kann.

@phil3

Hier z.B. ein Beispiel:

Nun ja, es werben ja auch Firmen mit entsprechenden Produkten für diese Art des Anhebens, ohne aber gleichzeitig darauf hinzuweisen, ob es dabei auch Grenzen oder Einschränkungen gibt, die zu beachten wären.

Für mich als Laien also nicht wirklich zu beurteilen…auch wenn ich davon ausgehe, dass entsprechende Transportunternehmen mit solchen Lastwagenladekranen entsprechende Vorschriften bezüglich Ausbildung ihrer Mitarbeitenden und Einsatz des Kranes einzuhalten wissen.

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Ich antworte mir mal gleich selber und teile die Antwort eines Sachverständigen, der als Sicherheitsingenieur bei der SUVA arbeitet und sich dort mit Fragen zur Arbeitssicherheit befasst. Er meinte auf meine Frage, ob das Anheben mittels Gurten in den Felgenspeichen eines BEV (Gewicht > 2 Tonnen) als geeignet betrachtet werden kann:

Leider können wir Ihnen da nicht mehr Informationen bieten.
Die Fahrzeuge müssen sicher angeschlagen werden. Sofern unter dem jeweilige Rad angeschlagen wird, z.B. mit Gabel, sollte die Belastung passen.
Das Problem würde sich ja auch bei schweren Geländewagen stellen.

Ob und wie eine Felge auf Zug belastet werden kann, muss der jeweilige Hersteller festlegen.

Damit bin ich zurück auf Feld eins bei Polestar (Fahrwerk, Aufhängung etc.) und beim Hersteller der Felgen…

Meine Laienhafte Einschätzung zum Thema.
Wenn der Wagen auf der Straße steht, lastet das gleiche Gewicht auf Felgen, Fahrwerk/Aufhängung, wie wenn der Wagen angehoben wird, das Gewicht steigt ja beim anheben nicht. Klar ist die Belastung der Felge leicht anders, aber die Felge verteilt die Lasten immer gleichmäßig über alle Speichen auf die Radnabe. Eine Felge hält es aus auch bei 200 kmh über Bodenwellen etc zu fahren.

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Für mich ist die Bemerkung „auf Zug belastet“ entscheidend, denn das geschieht ja beim Anheben über die Gurten, während im Fahrbetrieb die unterschiedlichen Kräfte der Belastung - ebenfalls laienhaft betrachtet - ganz anders auf die einzelnen Komponenten verteilt sind…aber da bin ich nun wirklich nicht der „Kraft-Spezialist“, der die unterschiedlichen Kraftvektoren und die Materialeigenschaften einer Felge verstünde und miteinander „verrechnen“ könnte.

Und so kann ich letztlich nur vertrauen, dass „sie wissen, was sie tun“, wenn anstelle einer „Radgabel“ unter den Rädern verschlaufte Zuggurten durch die Felgen-Zwischenräume verwendet werden, um das Fahrzeug anzuheben.

So unterscheiden sich zum Beispiel hier bei dieser „Hebevariante“ die Kraftvektoren, die auf Felge und Fahrwerk wirken, für mein Verständnis deutlich vom normalen Fahrbetrieb:

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Hast Du die Frage schon mal an PS gestellt?

Nein, (noch) nicht…aber ich glaub, ich mach das bei nächster Gelegenheit, um nicht mehr laienhaft spekulieren zu müssen…

EDIT:
Anfrage ist gestellt und ich werde hier wieder berichten :wink:.

Übrigens, für den PS2 wird im Handbuch vor möglichen " erheblichen Systemschäden" bei Aufladen ohne aktivierten Abschleppmodus ausdrücklich gewarnt, ohne aber spezifische Angaben dazu zu machen…

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Würde ich auch so sehen. Da die Felge in sich stabil ist, gibt es immer Speichen, die auf Druck und solche, die auf Zug belastet sind. Es dürfte also keinen Unterschied machen, ob das Auto auf den Felgen steht oder dran hängt.

Also da halte ich als Techniker entschieden dageben. Bei dem Anheben mit Gurten wie auf den Fotos zu sehen, ist die Belastung für die Aufhängung, Fahrwerk und Felge grundlegend anders als im Fahrbetrieb. Vor allem beim letzten Foto wo die Gurte auf einen Punkt oberhalb des Fahrzeuges zusammenlaufen. Da werden die Felgen quasi nach „aussen“ belastet durch das Umschlingen einer einzelnen „Speiche“ -und die Achsen werden zur Fahrzeugmitte hin „zusammengezogen“. Beides Belastungen für die sie eigentlich nicht konstruiert sind.

P.S.: Ganz abgesehen davon, dass sich noch die Frage stellt, ob die Beschichtung/Lackierung auf den Felgen Schaden nimmt. Ganz so günstig sind die Felgen ja auch nicht.

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Sind die seitlichen Belastungen auf Felgen und Fahrwerk bei z.B. kurvigen Landstraßen um die 100 km/h nicht um ein vielfaches höher? Durch die Fliehkraft drückt dock ein Großteil der Masse auf die äußere Seite der Felgen/Fahrwerks, während gleichzeitig auf der Innenseite eine Zugbelastung entsteht?

Ich hab u.a. Statik studiert, bin mir aber trotzdem nicht so sicher.

In Kurven und bei Spurrillen entstehen auch Diagonalkräfte. Zugegebenermassen aber bei drehenden Rädern und somit wiederholt ganz kurz.
Mir ging es vor allem um die (vertikalen) Zug- und Druckkräfte. Da bleib ich dabei: es ist egal, ob das Auto steht oder hängt. Die Kräfte sind dieselben, abgesehen davon, dass es stehend wohl mehr Zuladung hat. Beim Fahren in Kurven sind die Kräfte natürlich entschieden höher.

Klar kann die Art der Befestigung beim Verladen Schäden verursachen- da geb ich Dir völlig recht. Es ging mir nur um die Belastung der Felgen. Wenn die bei Vollbeladung und 150km/h eine Kurve und Schläge aushalten, dann halten sie es auch locker aus, so am Kran zu hängen.

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Glaube auch nicht dass es ein Problem ist. Gubt ja immer statische und dynamische Tragkraft und wenn die Felgen das Autogewicht dynamisch abkönnen dann ist Heben sicherlich kein Problem zumal sich Zug und Druck wenn nicht der Kranz bricht beim Rad immer gleich verteilen.

Aber auf die Rampe ziehen ging zumindest bei meinem Poli erstaunlich gut, aber dann muss man rankommen.

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Hier nun also die autorisierte Antwort von Polestar Schweiz zum Thema „Anheben mittels Gurten in den Felgenspeichen“, um ein Polestar Pannenfahrzeug* zu verladen und zu transportieren.

Vielen Dank für Ihre Anfrage bezüglich der zulässigen Methoden zum Anheben des Fahrzeugs.

Das Anheben mittels Gurten, die an den Felgenspeichen befestigt werden, ist grundsätzlich nicht zulässig. Wie im Handbuch beschrieben ist darf das Fahrzeug ausschliesslich auf eine Pritsche (Ladebrücke) des Bergungsfahrzeugs gezogen werden. Dieses Verfahren ist auch unter Verwendung von Jacks (Hebewerkzeug) möglich.

Unsere Pannenhelfer sind umfassend geschult und verfügen über alle notwendigen Informationen, wie sie im Pannenfall korrekt vorzugehen haben. Diese Informationen sind zudem in unserem Extranet dokumentiert, worauf unsere Service- und Assistancepartner Zugriff haben.

Das übliche Vorgehen ist, das Fahrzeug zunächst anzuheben, die Wagenheber (bzw. Hubhilfen) darunter zu positionieren und es anschliessend auf die Ladefläche des Abschleppwagens zu ziehen.
Weitere Details und Anleitungen finden Sie im Polestar-Manual unter folgendem Link:

Link zum Anheben:
Fahrzeug anheben

Link zum Abschleppen:
Abschleppen

Ich hoffe, diese Informationen sind hilfreich für Sie und beantworten Ihre Fragen. Für weitere Anliegen stehe ich Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung.

*verlinkt mit Anleitung für Polestar 2, da ich ein solches fahre

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Im Kontext des Abschleppens via Kran würde ich noch auf das Stichwort „Bergen“ im Handbuch hinweisen. Die Passage alleine könnte denken lassen, dass das Auto überhaupt nicht mit einem Kran angehoben werden darf, sondern nur auf eine Pritsche gezogen werden darf.

Ist natürlich Quatsch, aber diese Seite ist sollte dann der Vollständigkeit halber auch verlinkt werden: Bergen

Und hier noch der Handbucheintrag zum P3 zu dem Thema: Fahrzeug abschleppen lassen

Das sehe ich wie du und ich denke auch, dass die Methode des Anhebens durch einen Kran entscheidend ist und es gibt hier im Thread ja auch passende Links dazu.
Beim „Anheben mittels Gurten durch die Felgenspeichen“ scheiden sich dann die Geister und nur das war meine Frage an unseren Hersteller.