Ich möchte Euch meinen „kleinen“ Reisebericht in den Westen Dänemarks nicht vorenthalten.
Für den diesjährigen Sommerurlaub 2023 hatten wir ein Ferienhaus an der Nordseeküste Dänemarks gemietet. Genauer gesagt im ca. 800km entfernten Hvide Sande. Das liegt auf einer schmalen Landzunge zwischen der Nordsee auf der einen und dem Ringkøbing Fjord auf der anderen Seite. Für uns als Meeresliebhaber definitiv eine Reise wert. Zumal das für uns jetzt der dritte Dänemarkurlaub war. Zwar nicht in Folge, aber insgesamt.
Als Vorbereitung für das Laden in DK habe ich mir die Apps von Freshmile, Circle K und Clever installiert. Zusätzlich habe ich mir für 5€ die Ladekarte von Freshmile bestellt. Leider hat Freshmile 2 Tage nach Erhalt der Ladekarte die Ladepreise so dermaßen erhöht, dass ich Freshmile kein einziges Mal genutzt habe.
Ich hatte mir extra für die Routenplanung für einen Monat ABRP Premium gegönnt. Im Nachhinein betrachtet hätte ich mir die 5€ sparen können, sie taten aber auch nicht wirklich weh. Das Standard-Feature „Abfahrt mit 100% SoC“ ist schon ganz nett. Die Route wurde also zu Hause am MacBook geplant und sah einen Zwischenstop (mit Übernachtung) im Raum Flensburg vor, um einen Kumpel zu besuchen, den wir länger nicht gesehen hatten. Wieso also nicht das Angenehme mit dem Praktischen verbinden ? Nachdem die notwendigen Einstellungen (Ionity bevorzugen, Allego vermeiden) bei ABRP vorgenommen bzw. nochmal überprüft wurden, plante ABRP also 2 Ladestops bis nach Flensburg. 1x bei Ionity Dammer Berge Ost (4 Ladestalls) und 1x bei Ionity Brokenlande (ebenfalls 4 Ladestalls). Diese Ladeplanung stellte sich als viel zu konservativ heraus. Und dass, obwohl ich den Referenzverbrauch in ABRP schon auf 180Wh/100km eingestellt hatte.
Am 23.06. ging es also endlich vom Rhein-Sieg-Kreis aus los. Da meine Frau noch einen privaten Termin morgens hatte, konnten wir jedoch erst um 9 Uhr „vom Hof reiten“. Der P2 wurde mittels Timer über Nacht an der 400V-Steckdose aufgeladen und hatte circa um 8 Uhr seinen SoC von 100% erreicht. Die am MacBook erstellte Ladeplanung wurde über ABRP im Auto aufgerufen (selber Account natürlich notwendig) und nach GM exportiert.
Den üblichen zähfließenden Verkehr am Heumarer Dreieck (in der Köln/Bonner Region hinreichend bekannt) mitnehmend, kamen wir eigentlich ganz gut voran. Der übliche Verkehr, der einen an einem Freitag morgen halt so erwartet. Vom Ferienbeginn in NRW war bis dato eigentlich recht wenig zu spüren.
Schon bald erreichten wir ohne größere Staus unseren ersten geplanten Ladestop bei Ionity Dammer Berge Ost. Hier waren alle 4 Stalls belegt (unter anderem auch von einem Volvo C40, der bei 94% SoC rumdümpelte). Desweiteren hatte sich auch bereits eine Warteschlange von Fz gebildet, die ebenfalls laden wollten, aber noch vor uns da waren . Hier wollten wir uns auf keinen Fall in die Wartenden einreihen und somit war es letztendlich von Vorteil, das ABRP so konservativ geplant hatte. Kurzerhand wurde im Auto umgeplant (wir hatten noch ca. 30% SoC). Wir fuhren noch ein ganzes Stück die A1 weiter und sind dann am Tesla SuC in Bremen Brinkum gelandet (14 Stalls), an dem wir insgesamt 45kWh nachgeladen haben (Preis 51 ct/kWh für Fremdmarken ohne Ladepass). Direkt daneben (1 Gehminute) gab es auch eine Tankstelle für die Petrolheads , die die üblichen koffeinhaltigen Heißgetränke und eine ganz nette Sitzmöglichkeit bot, die wir dankend annahmen.
Kurz vor Hamburg ging es dann über die A261 auf die A7. Kurz vor dem Elbtunnel wurde es zwar etwas knubbelig, blieb jedoch durchaus im Rahmen des normalen zähfließenden Verkehrs. Elbtunnel halt …
Nach dem Passieren des Elbtunnels gibt es eigentlich nur noch 2 weitere Ionity Ladestationen (Aalbek & Brokenlande) auf deutscher Seite, die für unseren nächsten Ladestop in Frage kamen. Wir haben Ionity Brokenlande gewählt und wurden vielleicht für die völlig überfüllte Ladestation Ionity Dammer Berge Ost entschädigt. Dieses Mal hatten wir nämlich sämtliche Ladesäulen für uns alleine .
Hier haben wir rund 33kWh nachgeladen, haben bei 80% SoC abgestöpselt und sind dann zu unserem Tagesziel aufgebrochen. Final kamen wir mit etwas über 50% SoC im Raum Flensburg an.
Da mein Kumpel ebenfalls eine 400V-Steckdose an seinem Haus hat, wurde der P2 wieder schonend mit 11kW auf 90% SoC gebracht. Somit konnten wir am nächsten Morgen nach einem guten Frühstück ganz entspannt den Rest der Reise nach DK antreten. Wir haben uns für den Grenzübergang bei Padborg entschieden und sind erst nach dem Grenzübergang wieder zurück auf die A7/E45. Somit konnten wir den üblichen Einreiseverkehr auf der A7 nach DK umgehen. Im Westen Dänemarks ist Ionity faktisch nicht vorhanden. Die vorerst letzte Chance, nochmal bei Ionity zu laden, hätte bei Aabenraa in DK bestanden. Da wir jedoch mit 90% losgefahren sind, war ein weiterer Ladestop in Aabenraa jedoch deutlich zu früh.
Ab Kolding dann der E20 weiter folgend sind wir kurz vor Esbjerg von der Autobahn abgefahren und haben in Varde bei Circle K an einem 300kW-Lader ca. 22kwh nachgeladen. Der Preis liegt hierbei mit 4,50 DKK (ca. 60 ct/kWh) etwas höher als bei anderen Schnelladesäulen in DEU. Der Ladevorgang konnte problemlos über die Circle K App gestartet werden. Von der Zusammenfassung der Ladesession können sich andere App-Anbieter durchaus eine Scheibe abschneiden. In der App werden beispielsweise auch der finale SoC und die durchschnittliche Ladegeschwindigkeit in der Historie angegeben.
Der Rest der Strecke bis nach Hvide Sande verlief sehr entspannt. In DK gilt eine Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h auf Landstraßen und 130 km/h auf Autobahnen. Die Dänen sind sowieso ein sehr entspanntes Völkchen. Hier drängelt keiner auf den Straßen. Weder auf den Landstraßen, noch auf den Autobahnen.
Unser Ferienhaus selbst hatte eine 400V-Steckdose, die uns das Laden vor Ort extrem vereinfacht hat. Der Preis pro Kilowattstunde hat uns bei Übernahme des Schlüssels positiv überrascht. Lag er doch z.Zt. unseres Aufenthalts bei 40 ct/kWh.
Überwiegend haben wir unseren Polestar während unseres Aufenthalts im Kurzstreckenbereich genutzt (Strand, Einkaufen, ect).
Einen Tagesausflug haben wir jedoch an die Ostküste DK in den ca. 200km entfernten Nationalpark Mols Bjerge unternommen. Die Kalø Slotsruin (Schlossruine) ist schon nett anzusehen. Hier kamen wir sowohl auf der Hinfahrt (35kWh), als auch auf der Rückfahrt (27kWh), nochmal in den Genuss, den „Premiumsaft“ bei Ionity Skanderborg zu schlürfen.
Die 800km weite Rückreise haben wir peu á peu von Ladestop zu Ladestop über GM geplant. Vorher wurde der P2 wieder über die 400V-Steckdose des Ferienhauses ein letztes Mal mit 11kW auf 100% gebracht. Ursprünglich wollten wir uns den EnBw-Ladepark in Dätgen (28 Stalls) mal live ansehen und dort „stromen“. Letztendlich sind wir bei Ionity geblieben.
Wir haben bei Ionity Aalbek ca. 50kWh geladen und bei 78% SoC wieder die Ladung gestoppt, da andere bereits auf einen freien Platz gewartet haben. Von hier ging es erstmal ohne eine weitere Ladeplanung munter drauf los. Irgendwann (bei 40% SoC glaube ich) haben wir uns dann über GM den nächsten Ladestop gesucht. Da uns 3 von 4 freie Ladesäulen angezeigt wurden, haben wir den zweiten und letzten Stop nochmal bei Ionity Dammer Berge gewagt. Dieses Mal jedoch am Rasthof West und auch früher am Tag. Dort fanden nochmal 60kWh den Weg in den Akku. Dass der zweite auch der letzte Stop gewesen ist, hat sich erst später herausgestellt. Wir haben uns erneut ohne weitere Ladeplanung nach Hause navigieren lassen. GM meinte uns am Anfang zwar noch anplärren zu müssen „Das Ziel liegt außerhalb der Akkureichweite“. Wenige Kilometer nach Abfahrt hat sich die Anzeige am CD aber langsam von 5% bis auf 15% bei Ankunft „hochgearbeitet“. Angekommen sind wir final jedoch mit 23% SoC.
Zwar ist eine CEE-Steckdose am Ferienhaus nicht zwingend notwendig. Man war aber einfach flexibler. Und der Preis von 40 ct/kWh ist auch völlig ok. Dieser Preis macht das Laden an öffentlichen Ladesäulen eigentlich obsolet, sofern man keine Langstrecke plant.
Abschließend möchte ich noch kurz auf die Ladeinfrastruktur in DK eingehen. Auch wenn DK kein Ladesäulen-Eldorado ist, gibt es ausreichend Ladesäulen, um völlig angstfrei durch das Land zu cruisen. Wegen der Quantität der Ladesäulen braucht also niemand DK meiden. Und schon gar nicht wegen der Qualität. DK ist einfach hyggelig.
Die Clever-App ist bei einem Preis von 3,49 DKK/kWh (ca. 50 ct) zum Laden in DK durchaus zu empfehlen. Es gibt etliche Ladesäulen, die damit verwendet werden können. Genutzt haben wir sie aufgrund unserer Lademöglichkeit am Ferienhaus komischerweise kein einziges Mal.
Die Schnellladesäulen von Circle K sind nur sehr sporadisch in DK vorhanden und auch sehr weit voneinander entfernt. Mit ca. 60ct/kWh (4,50 DKK) gehören sie auch zu den etwas teureren. Im mittleren Westen sind sie gar nicht zu finden.
Mit der EnBw/Mobility+ App lassen sich richtig viele Ladesäulen freischalten und nutzen. Auch hier werden 60ct/kWh sowohl an AC, als auch an DC-Ladesäulen fällig.
Mit Maingau oder Freshmile lassen sich natürlich auch Ladesäulen freischalten, diese sind jedoch preislich völlig unattraktiv, sodass diese beiden eigentlich bereits durchs Raster fallen.
So muss man mit Maingau (als Nichtenergie-Kunde) 69ct/kWh bei AC und 79ct/kWh bei DC berappen. Freshmile verlangt sogar 65ct/kWh zzgl. 11ct/Min.
Insgesamt sind wir in 2 Wochen ziemlich genau 2400km gefahren und haben dafür 428kWh verbraucht, was gem. CSV einem Schnitt von 17,8kWh/100km entspricht. Gefahren sind wir mit Geschwindigkeiten zwischen 120 – 130 km/h, dort wo es ging. In DK waren wir natürlich überwiegend nur mit 83 km/h unterwegs.
Es zeigt sich deutlich (besonders auf Langstrecke), dass viel mehr Schnellladesäulen zur Verfügung stehen müssen. Ein Ladespot mit lediglich 4 Stalls ist definitiv zu wenig. Der Rasthof Dammer Berge hat uns das deutlich gezeigt. In dieser Beziehung geht Tesla einen besseren Weg.
P2 Begegnungen:
Auf der Hinfahrt hat uns ein schwarzer P2 mit Kennzeichen „PF-“ auf der A1 kurz vor dem Rasthof Dammer Berge ein kleines Stück lang begleitet.
In DK haben wir in der ersten Woche lediglich 1 anderen dänischen P2 gesehen. Dafür haben wir in der zweiten Woche 4 weitere P2 gesehen. Einer davon hatte ein deutsches „GT-“Kennzeichen. An einem anderen Tag liefen uns 3 weitere P2 über den Weg. Einer davon war eine BST-Edition in einer Art Schwedengold. Habe die Farbe noch nie zuvor auf einem P2 gesehen … . Gefallen hat sie trotzdem oder gerade deshalb ?
Das war bestimmt nicht unser letzter DK-Urlaub.
Nächstes Jahr steht aber erstmal Schweden auf dem Plan…