Mit der AFIR (Alternative Fuels Infrastructure Regulation (EU) 2023/1804, AFIR) will die europäische Union ihr Ziel „Fit für 55“ erreichen und das Benutzen der öffentlichen Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge vereinfachen.
In kraft getreten ist die Verordnung Anfang Juni. Jetzt flattert nahezu wöchentlich eine Änderung der uns bisher bekannten Preise aller möglichen Ladeanbieter ins Email-Postfach.
Gerade heute hat mich auch MAINGAU erreicht, die ihre Preise nun ab 10.07.2024 ändern - und das nicht zum besten!
Es zeichnet sich ab, dass die großen Anbieter, ihre Marktmacht schützen wollen. Nachfolgend mal die Übersicht nach Schnellladeparks in Deutschland der größten Anbieter.
EnBW, ARAL pulse, Shell, Allego und EWE Go bieten Adhoc-Laden für 0,79€/kWh an. Wenn man deren App herunterlädt und sich registriert, dann bekommt man vergünstigtes Laden - meist auch ohne monatlichen Grundpreis.
Ausnahme in dem ganzen Chaos bildet hier Tesla, die schon seit 2022 ihre SuperCharger für Fremdmarken öffnen und die Preisstruktur abhängig von Tageszeit, Auslastung und allgemeine Frequenz des Standorts bauen. Man kann ja von Tesla halten, was man will, aber hier kann man nicht meckern (außer halt die unterschiedlichen Preise pro Standort).
Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen ganzen Protektionismus jetzt gut oder schlecht bewerten muss. Will ich günstig laden, brauche ich dreiundelfzig Apps auf dem Handy. Leider gehen ja manche Betreiber den Weg, erst gar keine RFID-Karte anzubieten.
Mein Traum, eine Karte für alle zu nutzen - würde ja fast funktionieren, aber das hat halt seinen Preis.
Nehmen wir Polestar Charge (Plugsurfing), nachfolgend PC genannt. Die wird fast überall akzeptiert, und wenn es irgendwann auch programmtechnisch klappt, kann man damit auch Ladevorgänge bei Tesla starten.
Allerdings muss ich bei einigen Anbietern extra tief in die Tasche greifen, weil die ihre Kunden lieber direkt in ihrer Datenbank haben möchten und deshalb vollkommen unrealistische Preise von 0,96€/kWh kosten, wenn ich mit der PC dort laden will.
Wo liegt nun der Vorteil von AFIR? Ich brauch mir keine Gedanken mehr zu machen, weil alles sauteuer wird? Ich muss mir ein Handy mit mehr Speicherplatz kaufen, weil ich so viele Apps nur für den Notfall auf dem Handy vorhalten muss, damit ich keine Wucherpreise(!) mit der falschen App an der falschen Säule zur falschen Zeit zahle?
Mir geht das ganze etwas auf den Zeiger. Irgendwie hatte ich gehofft, dass mit einer Regulierung etwas Gutes für den Kunden herauskommt und nicht die Marktmacht der großen Betreiber gestärkt wird.
Ich erinnere mich noch gut an die Handy-Tarife Anfang der 1990er-Jahre. Das war mindestens genau so unübersichtlich wie die jetzigen Ladepreise. Aber man musste ja nicht telefonieren - aber man muss laden!
Michael Schmitt (B.E.N.) hat ja eine Petition laufen, die genau diese Willkür und Marktmacht vermeiden und für mehr Transparenz sorgen soll. Ich weiß nur noch nicht, was der Bundestag da machen soll? Man kann ja von dem HB-Männchen halten, was man will, aber hier hat er - in großen Teilen - einfach recht.
Hier geht es zur Petition:
Was haltet ihr von der ganzen Sache? Glaubt ihr, es wird wieder einfacher und vor allen Dingen günstiger?