Bericht zum NIO ET7 nach 2.000 km

Wie ja einige sicherlich mitbekommen haben, bin ich zur Konkurrenz gewechselt und fahre jetzt einen ET7 und wollte mal meine ersten Erfahrungen nach rd. 2.000 km OHNE jegliche Fehlermeldungen (das war ja beim Polestar gaaanz anders) kundtun. Bin noch mit einem Ersatzwagen unterwegs, meiner soll aber nächste Woche kommen.

Da der ET7 in einer anderen Klasse spielt als der Polestar 2, ist der direkte Vergleich nicht fair aber dennoch stelle ich mal ein paar Sachen heraus (gute wie nicht so gute Dinge). Hoffe gleichzeitig, dass man hier wie gewohnt markenoffen ist… und kein Bashing erfolgt.

Die schönen Dinge des ET7:

  1. Der kann dank seines adaptiven Luftfahrwerks und der verschiedenen Fahrmodi eine Sänfte (zum Cruisen), die alle Unebenheiten mühelos wegschluckt, aber auch dank seiner 480 kW (653 PS) und 850 NM Drehmoment eine absolute Wildsau sein (beschleunigt auf 100 in 3,8 Sekunden und steht nach knapp 34 Metern wieder), was für ein 2,5 Tonnen-Auto beachtlich ist. Auch geht das Spiel jenseits der 100 km/h (bis 200) ungebrochen weiter. Seine Stärke liegt aber ganz klar beim komfortablen Fahren.

  2. Die Kameras sind phänomenal (sieben 8MP-Kameras und vier lichtempfindliche 4MP-Kameras), mit super Auflösung liefern die ein glasklares und scharfes Bild. Beim Rückwärtsfahren mit Splitscreen (gleichzeitig 3D-von-oben, Rückwärts-Sicht, Seitwärts-Sicht auf die Felgen) eine wahre Freude. Und bei Nacht so etwas von hell und zwar in alle Richtungen (nicht nur hinten, sondern auch die Seiten), was beim PS 2 quasi überhaupt nicht der Fall war (gerne mache ich dazu auch mal ein paar passende Bilder). Die gute Kamerasicht ist aber bei 5,10 m Länge und knapp 2 m (ohne Seitenspiegel) auch notwendig.
    Ferner dienen die Kameras gleichzeitig als Dashcams (wenn man will)! In meinem Polestar hatte ich da extra eine einbauen müssen (Rollei vom Vorgänger-Benz, mit Verlängerung des 12V-Kabels in den Kofferaum).

  3. Die Verarbeitung sucht seinesgleichen und darf sich durchaus mit anderen Autos dieser Klasse messen lassen.

  4. Der Platz im Innenraum ist mehr als üppig. Die Beinfreiheit hinten sorgt bei Mitfahrern für sehr viel Freude, auch die Sitzkühlung- und Heizung sowie Massagefunktion, die auch auf den Rücksitzen verfügbar ist.

  5. Der 7.1.4-Dolby-Atmos-Sound mit 23 Lautsprechern und 1.000 Watt Ausgangsleistung macht sehr viel Laune und ist um Welten besser als das, was sich Harman-Kardon im Polestar nennt (hatte auch Harman-Kardon in einem meiner CLS-Benz und da war der Sound auch besser). Vergleichbar mit dem Burmester-Sound aus meinem letzten Benz (E-Klasse).
    Zumal das Auto mit CW-Wert 0,208 und sehr guter Dämmung sehr leise ist und der Sound dann so richtig zur Geltung kommt.

  6. Was einige Tester bemängeln, nämlich die vielen Einstellungsmöglichkeiten, finde ich gerade gut. Lässt für mich keine Wünsche offen und das OS Banyan 2.0 ist durchdacht. Wie ich aus der Nio-Community auch bereits erfahren durfte, ist man bei Nio sehr offen für Feedbacks der Kunden und setzt Verbesserungsvorschläge schnell um. Software können die bei Nio jedenfalls.

  7. Der Stromhunger hält sich für ein Auto mit diesem Gewicht sehr in Grenzen. Mein Durchschnittsverbrauch bei der jetzigen Witterung liegt nach 1.992 km bei 19,8 kWh auf 100 km. D.h. 450 km echte, realistische Reichweite mit der 100 kWh-Batterie liegen drin.

  8. Die beiden Monitore liefern ein hoch auflösendes Bild. Auflösung des CD (AMOLED-Display): 1.728*1.888 mit Kontrastverhältnis 100.000:1. Im Navimodus ist auf dem CD auch Splitscreen vorhanden (kein hin und her notwendig, z.B. für die Bedienung der Musik).

  9. Ambientebeleuchtung und Innenausstattung lassen einen sehr wohl fühlen.

  10. Dazu trägt auch die Stille beim Fahren bei. Ist wirklich aussergewöhnlich leise.

  11. VZE funktioniert nicht fehlerfrei, ist aber auf Mercedes-Niveau. Jedenfalls um Welten besser als im Polestar 2.

  12. Teilautonomes Fahren funktioniert mit Banyan 2.0 gut. Scheinbar war das vor 2.0 nicht so und etwas ruppig.

  13. Die Sichtverhältnisse (bis auf hinten) sind dank der üppigen Frontscheibe und grossen Seiten-Fenster klasse.

  14. Ich finde das Design sehr gelungen (bis auf die absichtlich herausgestellte Sensortechnik). Die rahmenlosen Fenster gefallen mir besonders (davon war ich auch schon bei meinen beiden CLS-Shooting-Brakes angetan).

  15. HUD ist bei allen Lichtverhältnissen klar und deutlich zu sehen. Das hat mir beim PS 2 gefehlt, weil ich das vom MB gewohnt war.

  16. Die Rechenleistung mit 1.016 TOPS sucht seinesgleichen. Der Datendurchsatz der 33 Sensoreinheiten soll bei 8 GB pro Sekunde liegen.

Nun zu den nicht so tollen Dingen des ET7:

  1. Die DC-Ladeleistung ist mit 125 kw nicht der Renner und in dieser Fahrzeugklasse unterirdisch. Ist aber für mich vernachlässigbar, da ich zu 99 % zuhause lade. Den Batterie-Swap (Tausch), der in 5 Minuten erledigt sein soll, werde ich demnächst auf einer Fahrt nach München (dann mit meinem) in Ulm testen und berichten. Dann bekomme ich vielleicht auch die neue 100 kWh-Batterie (wenn ich die nicht schon gleich haben sollte), die konstant mit 170 kw laden können soll.

  2. Der kleine Kofferraum (6 Bierkisten gehen rein) und keine Rücksitzbank umklappbar (wegen den ganzen Sitzfunktionen im Fond). Da ich nicht übermässig Platz im Kofferraum brauche, ist auch das für mich zu vernachlässigen. In Urlaub fahren wir damit nur zu zweit (Kinder sind aus dem Haus) und wenn doch noch Platz gebraucht werden sollte, passen zwei Koffer locker zwischen Vorder- und Rücksitze (wie im Übrigen auch eine Bierkiste).

  3. Die Grösse des Autos und keine Hinterachslenkung (wäre angebracht). Also nicht gerade was für enge Parkhäuser.

  4. NAVI ist über GM im Polestar eindeutig besser (fehlt mir echt!) aber im Vergleich zu anderen Hersteller-Navis immer noch gut. Vor Banyan 2.0 gab es wohl noch vieles zu bemängeln aber das war vor meiner Zeit.

  5. Fehlendes Matrix-Licht (analog Multi Beam bei MB). Kann nur adaptives Fernlicht mit Auf- und Abblenden und das macht er nicht mal gut (blendet auch mal auf, wenn es einen Vorausfahrer gibt). Wie ich aber gehört habe, sollen die LED-Scheinwerfer für Matrix gerüstet sein, sei aber noch nicht freigeschaltet.

  6. Abgeregelt bei 200 km/h. So wie der da reinrennt (ausgebremst wird), könnte mehr drin liegen. Wenn man das auch nicht oft braucht, wäre es dennoch schön, kurz mal die 250 zu sehen. Aber Jammern auf hohem Niveau…

  7. Es muss bei jeder neuen Fahrt der Spurhalteassistent und Notspurhalteassistent ausgeschaltet werden (habe ich einen Shortcut dafür eingerichtet), weil die nerven beide gewaltig. Ist aber scheinbar bald bei allen Autos so (Vorschrift).
    Alles andere Nervige lässt sich dagegen dauerhaft abschalten (z.B. akkustische Warnung bei Überschreiten Tempolimit u.s.w.). Auch die Nomi (KI-Sprachassistenz) kann man gänzlich deaktivieren oder so einschränken, dass sie nicht nervt (seit Banyan 2.0). Auch Upload in die Cloud (Klaut) lässt sich verhindern.

  8. Fehlende App-Installationen über den Google Playstore. Man ist auf das angewiesen, was einem Nio bietet. Z.B. bzgl. Musik nur Spotify und Tidal aber nicht Deezer verfügbar.

  9. Fehlendes Werkstattnetz. Hierzu kann ich aber noch nichts sagen, weil noch nicht gebraucht.

  10. Das Lenkgefühl ist für mich nur bei mittlerer oder straffer Einstellung akzeptabel. Lässt sich aber über den individuellen Fahrmodus einstellen (wie auch die Fahrwerkhöhe, Federung, Rekuparation).

Fazit:
Für mich war es die richtige Entscheidung, der Fahrspass und Wohlfühlfaktor sind immens bei diesem Fahrzeug (freue mich jedes mal, wenn ich reinsitze). Und er hat bisher zuverlässig funktioniert… Da müssen natürlich noch ein paar zig-Tausend Kilometer gefahren werden, um hierzu letztendlich etwas sagen zu können.

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Danke für den Bericht.
Ursprünglich war der ET7 wohl wirklich viel nerviger, laut einiger Tests die ich gesehen habe, als er rauskam.

Alles in allem klingt was du sagst sehr gut. Ich fand Nio von Anfang an interessant. Den ET7 (der ja quasi Richtung Model S geht) war mir zu groß. Den ET5 fand ich dagegen SEHR interessant.

Alles in allem gibts aktuell einfach DAS perfekte Auto am Markt nicht. Zumal jeder auch zum Teil unterschiedliche Vorstellungen hat. Nio und Polestar machen aber (wenn auch mit unterschiedlicher Philosophie) vieles richtig. Bei vielen anderen scheitert es schon an den Basics.

Grundsätzlich gedenke ich zwar bei Polestar zu bleiben… muss mir aber auch die Preisentwicklung in den nächsten Jahren mal ansehen. Mit Nio habe ich dann ggfs. ne interessante Alternative.

(Auch wenn ich dann gänzlich bekloppt werde, mit einem Auto von NIO, und einem Scooter von NIU.)

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Ich kann die Entscheidung nach all dem Desaster absolut nachvollziehen!

Vorweg, ich bin beide (Nio ET5/ET7) im Sommer diesen Jahres auch recht ausgiebig in meinem Urlaub gefahren.

Allerdings abgesehen davon, dass sich dein Bericht teilweise so liest, als würdest du bei Nio arbeiten ( :sweat_smile: :wink:), teile ich deine Erfahrung nur teilweise.

Letztendlich war ich dann auch wieder froh, in meinem PS2 einzusteigen und zu fahren.

Trotzdem wünsche ich dir mehr Glück (und das braucht man auch etwas) mit deinem neuen Nio ET7, als zuvor mit deinem Polestar 2.

Bilder und Berichte sind -wie immer- gerne gesehen (zumindest von meiner Seite aus).

BTW: Ein zuverlässiges Auto ist schon das A und O.

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Die Grösse des ET7 ist schon immens. Mein Favorit bei NIO wäre der ET5-Touring gewesen (sehr kompakt) aber die Konditionen sind da momentan einfach schlecht. Obwohl der ET7 wesentlich teurer ist, hat der bessere…

Aber wenn man sich an den Fahrkomfort mal gewöhnt hat… will man den ET7 dann doch nicht mehr hergeben :wink:.

Da gebe ich Dir absolut recht! Was habe ich nicht schon alles E-probegefahren (vor dem PS 2)…

Über was ich auch erstaunt bin, dass der ET5 Touring genauso lang ist, wie die Limousine.
Ich bin erst ET5, dann ET7 gefahren, obwohl ich mich nur für die ET5-Probefahrt angemeldet hatte.

Den ET7 bin ich nach sehr ausführlichen und netten Gesprächen mit dem Verkaufsberater in Zusmarshausen dann auch noch gefahren, weil sonst keine Kundschaft (oder potenzielle Kundschaft) da war.

Und das obwohl es ein wunderschöner Sommertag war und ringsherum Kunden unterschiedlicher Marken vorhanden waren.

Ich bin dann mal weg…

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Lach, arbeite nicht bei NIO (bekomme von denen auch nichts) und der Bericht ist mein ehrliches Fazit, sowohl die Vor- und Nachteile beleuchtet, was mein Anspruch an das Auto betrifft. Dachte, es könnte auch andere interessieren.

Und Auto ist wie vieles andere halt auch Geschmackssache… sonst würden wir mit einem Einheitsauto herumfahren…

@TM-Polestar2 Mach mal ein paar Bilder vom Fahrzeug. Gerne auch vom OS. Wenn es nicht zuviel Aufwand ist.

OK, wie gewünscht Bilder. Nachstehend noch der Ersatzwagen (grau mit weisser Innenaustattung). Meiner kommt nächste Woche und wird weiss mit dunkler Innenausstattung sein:

Naviscreen (Karte ausgeschnitten):

Rückfahrkamera :
siehe weiter unten

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Ernsthaft, ein Wagen in dem sich die Rückbank an keiner Position umlegen lässt? Welche Flaschen waren denn da am Werk?

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Ein echtes Manko. Liegt wohl daran, dass es auch im Fond Massagefunktion gibt :man_shrugging:. Es gibt lediglich eine Durchreiche in der Mitte.

Nett. Die braucht man, wenn man überlange Sachen heimtragen muss :laughing:

Abgesehen davon, dass ich noch nie eine sinnvolle Massagefunktion in einem Auto erlebt habe. Aber hoffentlich ist sie beim Nio gut.

Gibt verschiedene Modi (Oberer Rücken, Taille, Catwalk, Entspannung u.s.w…), asiatisch und heftig :upside_down_face:.

Bin jetzt nochmal extra auf einen Feldweg gefahren, um dort bei absoluter Dunkelheit (kein Fremdlicht) die Rückfahrkamera bei Nacht zu demonstrieren. Hier das Ergebnis:

Und vor dem Rolltor mit Fremdlicht (auch gerade eben):

Ich finde, so geht Rückfahrkamera!

Edit: Stelle gerade fest, dass ich keine Aufnahme ohne Bremslicht gemacht habe. Das werde ich bei Gelegenheit nachreichen (nicht mehr heute Abend, weil jetzt wird gekocht), weil der Unterschied ist marginal (immer noch sehr hell, sieht man ja bereits auch bei der Seitenansicht).

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Essen im Ofen :slightly_smiling_face:.

Wie gesagt, da gebe ich Dir absolut recht, was die nicht umklappbare Rücksichtbank betrifft u.a.! Um es in Deinen Worten auszudrücken, „welche Flaschen“ waren denn bei der Rückfahrkamera beim PS 2 am Werk (vor allem, wenn es Nacht ist) :wink:?

Ich schliesse mich da @TheralSadurns an, es gibt nicht das perfekte Auto am Markt. Beim ET7 habe ich die Vor- und Nachteile ja aufgezählt. Jeder muss abwägen, was wichtig oder priorisiert wird.

Ich muss aber sagen, die Rückfahrkamera im PS2 hat mich in 13 Monaten noch in keinster Weise beschäftigt, bin da eigentlich sehr zufrieden. Ohne deiner Erwähnung wüsste ich nicht mal, dass es da was auszusetzen gäbe.

So hat jeder andere Prioritäten.

Auch der Nio hat berechtigt seine Kundschaft, wobei „lahmes“ laden bei gleichzeitig sportlichem Look für mich ein Ausschlußgrund wäre. Neben der Rückbank :joy:

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Zur Rückfahrkamera (das sehen andere völlig anders, bist Du schon einmal nachts gefahren?):

Bezgl. lahmes Laden: da melde ich mich wieder, wenn ich meinen habe. Entweder da ist schon die 100 kWh-Batterie vorhanden, welche mit 170 kw laden kann oder eben nicht und ich versuche, dies an einer Swap-Station zu „regulieren“. Und Rückbank: da sind wir uns einig :slightly_smiling_face:.

Edit: Mache es doch mal bitte so wie ich und fahre nachts (ohne Fremdlicht) auf einen Feldweg und poste das Bild Deiner Kamera im Rückwärtsgang. Ich bin sehr gespannt.

Ich fahre auch nachts, aber eigentlich nur vorwärts.

Rückwärts reichen mir Spiegel und Assistenten. Nächtliches Gefummel auf abgelegenen Feldwegen ist Ü40 nicht mehr, folglich komme ich in keine Rückwärtsfahrten bei absoluter Dunkelheit.

Ich bin auch schon in den späten 90ern rückwärts gefahren, da hat von Kameras noch niemand gesprochen :+1:

Wenn man Autos rein nach der Rückfahrkamera bei Nacht auswählt, ist eh schon alles gesagt. Viel Spaß mit dem Nio, vorwärts wir rückwärts.

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Naja, wenn ich den so durchkonfiguriere, komme ich auf 97’000 Euro und in der Schweiz wohl auf über 100k und erst am 2025 erhältlich, wenn das stimmt was ich gelesen habe. Das sind 22k mehr als der P2 in Vollausstattung gekostet hat. Das ist - wie Du sagst- in der Tat eine Hausnummer mehr und müsste man wenn, dann eher mit eibem P3 vergleichen, was der in der Realität leistet softwaremässig.
Daher humpelt der direkte Vergleich in der Tat.

Verstehe ich das richtig: An einer „Swap-Station“ kann es einem dann auch passieren, das man einen leistungsschwächeren Akku erhält?

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Das nicht. Aber es gibt einen 100er Akku alt mit langsamer Ladeleistung und einen neuen mit besserer. Wenn du den kleinen Akku hast bekommst du beim Tausch sicher auch wieder einen kleinen.