Gestern durfte ich beim Launch-Event in Frankfurt dabei sein. Der Space in der Innenstadt auf der „Electric Avenue“ (Nio, Polestar, VinFast, Genesis alle nebeneinander) war sehr gut gefüllt. Der gewohnt freundlichen und familiären Stimmung tat das aber keinen Abtrag.
Verhüllt stand der (Pole-)Star des Abends in der Mitte. Der DJ stimmte die Besucher ein und zur Begrüßung gab es erst mal einen Aperitiv.
Dann ergriff Marlene das Wort. Sie ist Head of Marketing in Deutschland und wir kennen uns schon lange. Sie ist schon bei Polestar, da war noch kein Polestar 2 in Deutschland auf den Straßen und hat die Marke quasi durch die Kinderstube begleitet. Damals war die Herausforderung, dass die Marke etabliert und der Markt aufgebaut werden musste. Dabei konnte Polestar zwar auf bewährte Strukturen insbesondere von VOLVO zurückgreifen, aber dennoch sind die ersten Schritte auf den eigenen Beinen eine Herausforderung (Um beim Bild der Kinderstube zu bleiben). Hingefallen sind sie auch, aber Polestar ist immer wieder aufgestanden und besser geworden.
Heute besteht die Herausforderung darin, dass gleich zwei neue Modelle den deutschen Markt erobern: Der Polestar 3 mit Auslieferungen ab Juli und der Polestar 4, dessen Auslieferungen im August/September starten sollen.
Der Product expert Frank stellte dann kurz den Polestar 4 vor, nachdem die Haube gelüftet wurde: Die goldene Farbe, so waren wir uns einig, passt gut in einen Space - aber auf der Straße hätte ich ihn lieber nicht!
Frank erklärte einige Details am Fahrzeug, die den meisten, insbesondere aber den Clubmitgliedern, schon bekannt gewesen sein dürften. Nach unendlich langen 10 Minuten wurde das Auto dann freigegeben und die Besucher konnten - entgegen dem Motto von Rudi Assauer „Nur gucke - nicht anfassen!“ alles genau unter die Lupe und in die Finger nehmen.
Mein Eindruck: Ein tolles Produkt! Hammergute Qualität im Innenraum, sehr ansprechend gestaltet und von der Materialauswahl (der goldene hat die Nappaleder-Option) einfach stimmig.
Das Infotainment war noch etwas ruckelig, weil nicht die letzte verfügbare Software drauf war, jedoch hat man schon gesehen, wohin die Reise geht. Der große Bildschirm bietet da richtig viele Optionen.
Platz ist in dem Auto ohne Ende. Hinten will man eigentlich gar nicht mehr weg. Beinfreiheit, Kopffreiheit, alles ausreichend vorhanden und es stimmt tatsächlich: Man vermisst hinten die Heckscheibe überhaupt nicht, denn das Panoramadach endet wirklich erst hinter deinem Sitz.
Durch den Wegfall der Heckscheibe konnten auch vernünftige Kopfstützen verbaut werden. Natürlich ist auch der Kardan-Tunnel weg. Das hintere Display war noch softwaremäßig auf Grundschulniveau (der Kindervergleich - ihr versteht).
Der Kofferraum ist geräumig, hatte ich mir aber in der Tat noch größer vorgestellt. Der Ladeboden ist in der Höhe verstellbar, so dass man entweder eine ebene Ladefläche hat oder halt noch ein paar Zentimenter in der Höhe gewinnt, wenn man den Boden auf die unterste Stufe stellt. Darunter ist noch mal ein tiefes Fach für z.B. Juicebooster & Co.
Wenn man unter der geöffneten Heckklappe steht, dann merkt man, dass keine Heckscheibe vorhanden ist, denn im Kofferraum selbst ist es schon recht dunkel. Da helfen auch die an beiden Seiten angebrachten kleinen Leuchten nicht so arg viel.
Im Kofferraum rechts ist dann der Subwoofer der Harman Kardon-Anlage (Plus-Paket). Junge, der machte schon richtig Dampf! Ich glaube, Conan fährt demnächst dann besser auf der linken Seite mit, sonst bläst das Ding ihm noch das Fell aus.
Sorry, aber kein Vergleich zur Anlage im Polestar 2 - hier liegen Welten und Watt dazwischen.
Mittelkonsole: Da ist kein Klavierlack mehr - yippie! Die Becherhalter sind unter einer gebürsteten Aluminium-Verdeckung untergebracht. Die zwei USB-C Anschlüsse sind jedoch jetzt in der Mittelarmlehne unter dem Deckel angebracht. Es ist zwar eine kleine Lücke vorhanden, so dass die Kabel nach außen geführt werden können, aber naja - wahrscheinlich braucht man die eher selten, denn es gibt wireless Apple Carplay. Und was soll ich sagen: Die Software ist sogar schon fertig dafür! Selbst getestet hab ich es nicht, aber Frank hat es mir versichert.
Auf dem Fahrerdisplay gibt es drei Ansichten: Die Minimalistische und Kartenansicht, wie wir sie schon aus unseren Polestar 2 kennen. Und dann gibt es noch die Assistenten-Ansicht, die die Early Birds auch noch kennen, jedoch mehr so Tesla-like mit Einblendung der erkannten Fahrzeuge und so.
Kameras konnten wir nicht testen, weil die Software das noch nicht freigab. Die Dashcam-Funktion war auf den Innenraum eingeschränkt. Diese Kamera allerdings hatte ein hervorragendes Bild!
Apropos Kamera und Bild: Der digitale Rückspiegel ist schon der Hammer. Um es gleich vorneweg zu sagen: Ich als Gleitsichtbrillenträger hatte keine Probleme mit dem Draufschauen. Aber es gibt bestimmt Menschen, bei denen passt es einfach nicht.
Der Bildausschnitt war schon groß. Und wenn man blinkt, schwenkt der Bildausschnitt noch mal etwas in die Richtung des Blinkers, so dass man noch mal mehr sehen kann.
Frank hat sich dann auch Zeit genommen, mir meine Fragen, die ich gesammelt habe, so gut es ging (und er durfte) zu beantworten. Das will ich euch abschließend nicht vorenthalten.
V2G/V2L/V2H/V2V: Sind die Funktionen vorgesehen? In China ist ja zumindest V2L als OTA vorgesehen
Die notwendige Hardware ist zumindest schon mal verbaut. Es befindet sich keine 230V-Steckdose im Auto, so dass V2L nur über einen Adapter für den Ladeport möglich sein dürfte.
Pixel-LED: Warum hat der P4 weniger Pixel als der P2? Warum sticht der P3 mit 1,3MP da so hervor?
Die 1,3MP des Polestar 3 sind eine völlig andere Technik als beim P2 und P4. Man hat sich unter anderem für weniger und größere Pixelflächen beim P4 entschieden, weil es auch bei einem Schaden (Unfall) eine Preisfrage ist, wie teuer so ein Scheinwerfer ist. Das spiegelt sich dann unter Umständen auch in der Versicherungsprämie wieder. Beim 2er werden halt mehrere Pixel gleichzeitig ausgeblendet. Warum also die Pixel nicht gleich größer machen?
Apple-Carplay: kabellos ist noch Stand der Entwicklung? Wird es das „neue“ CarPlay sein?
Kabellos soll zum Marktstart tatsächlich kommen. Die Antwort über das „neue CarPlay“ wird nachgereicht 
Dogmode: Bereits bei Auslieferung vorhanden oder dauert es noch einige Jahre, bis das OTA geliefert wird?
Man glaubt es kaum, aber die Funktion ist tatsächlich sogar schon im Demo-Modus für den Space integriert! 
Parkassistent: Autonomes Einparken nicht vorhanden? Warum hat man sich dafür entschieden bei einem großen Fahrzeug mit Unmengen von Kameras und Sensoren in dieser Preisklasse?
Die Frage kann nicht beantwortet werden. Sicherlich wäre die Hardware vorhanden. Vielleicht, aber wirklich nur vielleicht(!), kann die Funktion noch per OTA nachgeliefert werden.
Assistenten: Erste chinesische Fahrberichte sind nicht so begeistert vom Pilot-Paket. Immer noch schwankend in der Spur wie P2.
Das hängt auch von regionalen Bedingungen ab. Ich würde also auch eher mal drauf tippen, dass wir auch mit dem P4 schön durch die Spuren geschaukelt werden und er uns bei jeder Abfahrt von der Autobahn holen will. Und ja, tatsächlich ist das von der Region abhängig. Mein P2 z.B. hat in Schweden und Dänemark nicht solche Zicken gemacht wie auf deutschen Straßen. Schaun mer mal!
Ach und auf die Frage, ob der P4 bei ACC die Geschwindigkeit hält, schlug Frank sich die Hand vors Gesicht. Eine Antwort gab es auch: „Ich will es mal hoffen!“
Assistenten: Warum ist kein Limiter verbaut?
Tja -

Vielleicht, aber nur vielleicht, könnte das ja per OTA kommen! Ich mache mir da allerdings wenig Hoffnungen.
Luminar Chauffeur (Mobileye) - ist die Hardware verbaut und der bestellte Polestar 4 ist somit ready?
Klare Antwort: Ja, die Hardware ist verbaut!
Akkustik-Verglasung / ANC - Active Noise Cancelling?
Nope!
Gepäckraum-Abtrennung: Wird es ein Trenngitter geben? Für Hundebesitzer wäre das ein „Must-Have“
Gute Idee, will Frank mal weitergeben. Heißt: Eher haben es Drittanbieter im Programm statt Polestar.
OTA-Updates: Wird es für alle Fahrzeug-Modelle (P2, P3, P4) ein und dasselbe OTA geben oder werden die Modelle separat bedient?
Updates für Google und Apps werden je nach Verfügbarkeit auch unabhängig vom Modell ausgerollt.
Die eigentlichen OTA-Updates für die Modelle werden aber vermutlich aufgrund der verschiedenen Plattformen, auf denen sie gebaut sind, getrennt werden. Denkbar wäre aber auch, dass spezielle Funktionen für alle Modelle in einem einheitlichen OTA ausgeliefert werden. Was das sein kann, weiß ich aber nicht.
Polestar-App: Eine App für alle Fahrzeuge?
Ja, so ist der Plan.
Marlene freut sich so auf ihren neuen Dienstwagen (natürlich Polestar 4) und schwärmte schon bei unserer Begrüßung so von dem Fahrzeug, und ich muss sagen, ich kann sie jetzt verstehen.
Abschließend noch ein paar Bilder. Ich hab dann mal auf Komplettaufnahmen des Fahrzeugs verzichtet. Das könnt ihr ja sicherlich auf der Polestarseite oder im Web selbst finden.
Es war ein schöner, aufschlussreicher und entspannter Abend in gewohnt familiärer Atmosphäre, wie anfangs schon beschrieben.
Und jetzt will ich den P4 noch viel mehr als vorher - aber nicht in gold!