Ein gutes Statement und aus meiner Sicht auch vollends nachzuvollziehen. Jeder muss für sich entscheiden, für was er das Auto benötigt und dann muss es auch die entsprechende „Leistung“ bietet.
Für mich ist ein Auto ein Luxusgut. Zur Arbeit lauf ich oder Fahre mit dem Rad, Urlaub mach ich mit dem Wohnmobil, auf langen Strecken nutz ich gerne die Bahn - das Auto bietet mit hier nur eine gewisse Flexibilität und früher mal Fahrspaß. Aber den habe ich bei unseren vollen Straßen auch meist verloren. Somit hat derjenige, der damit auf Langstrecken unterwegs ist, täglich zur Arbeit fahren muss, andere Prioritäten.
Ich bin rd. 20 Jahre Saab gefahren, bis es keinen neuen mehr gab und die letzten zwei Wagen (Volvo XC70 und Skoda Kodiaq) haben mich auch nicht mehr so begeistert auch wenn sie perfekt waren. Dabei war der Saab nie perfekt, hing denn aktuellen Entwicklungen immer hinterher. Das Design und Technik hat sich in den 20 Jahren kaum geändert, aber er war immer ein Hingucker, viele drehten sich nach ihm um, fragten. Ein Fahrzeug abseits des Mainstream. Und ich stieg ein, fuhr 1.000 km und sagte, schade, schon da.
Nun überlege ich schon seit Dezember, ein BEV zuzulegen. In der Firma habe ich eine Zoe, ein S Modell hatte ich mal für ein Wochenende, muss also doch gehen. Meiner anfänglichen Euphorie ist dann schnell Ernüchterung gewichen. Bei den neuen viele Probleme. Egal ob bei VW, Ayways, Hyundai oder eben Polestar, wobei es sich hier doch heftiger anhörte.
Aber vielleicht auch weil ich oft in diesem doch sehr guten Forum war, was in der Form technisch aber inhaltlich sehr gut ist und man hier viel mitbekommt.
Manchmal dachte ich, lass es. Dein letzter Saab Biopower mit Ethanolantrieb war toll, das Antriebskonzept setzte sich aber nicht durch. Um den Verbrauch in Grenzen zu halten, Umwege über Ethanol Tankstellen. Nochmal so ein Abenteuer jetzt mit BEV, muss ja nicht. Die letzten Jahre waren hier sehr entspannt. Kurz halten, Tanken und weiter.
Aber der PS2 faszinierte mich (und meine Frau, die da sehr wählerisch bei den Sitzen ist) immer wieder. Und die erste Probefahrt… nja wie bei fast allen, der Hammer. Letztes Wochenende hatte ich nun leihweise ein M3 (1. Baureihe) für die Hin- und Rückfahrt und dann vier Stunden den PS2.
Beim Tesla, schon am Abend klappte das System nicht. Beim anklicken Sprangen die Menus zurück etwas müßig. Am nächsten Tag sprang er zunächst nicht an. Dann alles wieder aus, wieder aufgeschlossen, dann ging es los. Auf den Display alles lahm, Spiegelverstellung so gut wie nicht möglich. Menus brachen ab, Navi hing sich auf. Nach einer Stunde fahren wurde es besser. Später stellte sich heraus, das der Wagen wohl im Hintergrund ein Update machte. Die Nacht hat ihm dafür irgendwie nicht gereicht. Also auch da nicht alles perfekt.
Die Fahrt damit war toll, hatte schon was. Das Ambiente muss man mögen, von der Haptik recht gut, der Bildschirm in der Mitte Geschmackssache. Unser Fall war es nicht, ein zentrales Fahrerdisplay hat schon was. Da kann ich eher auf Head-up verzichten. Vom Komfort, nja, beim Einsteigen musste ich mit mit meinen rd. 2m schon zusammenklappen (gibt ja demnächst Modell Y). Die Sitze von der Ergonomie gut, allerdings uns ein wenig zu straff. Das Fahrwerk (auf hohem Nivieau) dann doch etwas poltrig.
Und dann im PS2, rein ging gut, sitzen und los ging. Enger halt als im Tesla, mir gefiel es, man wollte kaum mehr raus. Und ich glaube das ist es, was den PS2 ausmacht. Der Tesla ist nüchtern betrachtet eine Entscheidung der Vernunft (weil technisch besser), der PS2 ein wenig was fürs Herz (aber halt nicht perfekt). Und es ist halt immer Geschmacksache, der eine mag das enge Cockpit, der andere will den luftigen Raum, wie beim Niro 5. Der eine edel wie im Etron, der andere spartanisch wie im ID3 (der mich echt von der Wertigkeit innen erschrocken hat).
Somit muss man zugeben, wer ein Fahrzeug beruflich oder privat braucht, damit strecke Fahren will, der kommt an Tesla nur schwer vorbei. Acht Jahre Entwicklung, Ladestruktur und dann noch in einer Art wie es Elon Musk macht, wird auch so schnell keiner aufholen. Wie einer schreib, es ist wie bei Apple und Google. Erst nach einigen Jahren haben sich die beiden angeglichen, weil es halt kaum noch was neues gibt. Und Steve Jobs fehlt bei Apple. Aber wer rd. 60.000 Euro investiert, der darf auch schon was erwarten.
Die Oberfläche von Google gefällt mir recht gut. Das System ist einfach und übersichtlich. Ich habe mir beim Enyaq mal ein Video angeschaut und nach 15 Minuten ausgeschaltet. Da kann man dann wohl die Geschwindigkeit und Sitzeinstellung anhand der Wetterdaten in Verbindung mit Tageszeit einstellen. Gut, es gibt Leute, die sich das wünschen oder eben ein super Soundsystem oder halt mehr Apps (gut YouTube fürs waren an der Säule hätte schon was). Ich will es einfach und strukturiert. Tesla ist da für mich persönlich schon an der Grenze. Aber die Basics müssen funktionieren, das scheint beim PS2 auch noch nicht ganz der Fall zu sein (Verkehrszeichen wurden bei uns nicht immer erkannt).
Ich will nicht (meist während der Fahrt) in ellenlangen Untermenüs was suchen. Vor allem wenn man nicht täglich fährt vergisst man es dann doch wieder wo man was findet. Für Vielfahrer ist das sicher etwas anderes. Dazu kommt dass mir die Position des Bildschirms gut gefällt. Bei vielen nur mit ausgestreckten Arm während der Fahrt zu bedienen, das nervt mich persönlich, sitze ja auch weit hinten.
Und das Lade- und Navisystem im Tesla ist schon top, allerdings nicht so sehr, wenn man in der Papa wohnt. Dann schickt es einen eher mal 50km nach Holland zum Supercharger und 40km zurück, damit dann weiter 300 km zum Ziel fahren kann. Und das, wo ein Schnellader auf der Strecke 20km entfernt steht. Das System arbeitet wohl nur mit seinen eigenen Stationen (oder war so eingestellt). Also auch nicht so ganz perfekt. Da finde ich das Google Maps - System im PS2 schon recht gut und für die Zukunft flexibler.
Was nichts dran ändert, dass die Ladesäuleninfrastruktur teilweise grauenhaft ist. Auch das gehört zur Wahrheit der BEV. Auf meiner Tour wollte ich testweise mal tanken, eine Säule gab es nicht, die andere nur 35kw statt 150 kw, irgendwie hat sich Allego bei mir auch schon als unzuverlässig rumgesprochen. Halbe Stunde verplempert. Für jemanden der auf Zeit fährt ein no-go und ich muss zurück oft auf Zeit fahren. Da war das Tesla Wochenende nach Amsterdam, über Bremen zurück nach Hause völlig tiefenentspannt.
Früher sagte man immer, lass immer erstmal ein Modelljahr durchlaufen, bevor du es kaufst. Da war auch nie alles perfekt. Manchmal genau so schlimm. Bei den BEV ist das nicht anders. Nur wird es einem suggeriert, hier wäre alles perfekt, das ist es bei weitem nicht. Und das sollte man als Nutzer auch ehrlich gegenüber Interessenten kommunizieren, nur so hat die Elektromobilität eine Chance.
Wir sind halt im Moment mit den PS2 Beta - Tester. Firmen wie Tesla haben bis zu 8 Jahre Vorsprung, dass holt man nicht so schnell auf, zumal die ja nicht stehen bleiben. Und Elon Musk macht schon tempo, wie ein Steve Jobs.
Ich finde es gut, wenn hier man diese Erfahrungsberichte lesen kann, um sich dann selber seine Gedanken zu machen und damit Entscheidungen zu treffen. Auch wenn sie mal nicht so toll sind. Sie helfen jeden, für sich die richtige Entscheidung zu treffen, auch wenn es mal gegen den PS2 geht.
Aber jeder hilft dabei, dass sich die Elekromobilität schneller weiter entwickelt, egal ob mit Tesla oder anderen. Und das sehe ich persönlich mittlerweile als Vorteil und wichtig an, auch wenn nicht alles Perfekt ist. Es bewegt sich was. Mein erster Wagen hat 1984 - 11 Liter verbraucht, mein jetziger 8.5 Liter, da hat sich nicht so viel bewegt.
Mein PS2 wird hoffentlich nächste Woche bestellt, aufgrund der neuen Preise wollte ich noch ein MY2021 haben. Eine Entscheidung des Herzens gegen die Vernunft. Drei Jahre Leasing und dann werde ich vielleicht da stehen und sagen nie wieder… oder… ich möchte wohl wieder einen.