Auch die Annahme, dass diese „Versicherung sich rechnen muss“ ist betriebwirtschaftlich nicht zu halten.
Man betrachtet nicht einen Ausschnitt eines Vertriebskonzepts und sagt der muss für sich selbst sorgen können.
Den Fehler haben Vollsortimenter-Supermärkte in den 70ern gemacht: sie haben die Käsetheke abgeschafft, weil so personalaufwändig, eine große Verkaufsfläche benötigten und kaum Umsatz hatten.
Dadurch blieben nun Kunden ganz weg, denn wenn man sich den Käse nicht an der Theke kaufen konnte, haben sie eben auch alles andere woanders eingekauft und der Gesamtumsatz des Supermarkt hat gelitten.
Ähnliches ist hier zu erwarten, falls Polestar den Kurs nicht schnell genug korrigiert: wer sein Auto länger als zwei Jahre halten möchte, kauft lieber ein anders Fabrikat und die Gebrauchtwagenpreise für Polestars in Deutschland sinken.
Beides kann Polestar nicht wirklich wollen.
Auch nicht, wenn sie Stand heute bei einer Garantieverlängerung auf beispielsweise 100.000km und 5 Jahre (also plus 3 Jahre im Anschluss an die gesetzliche Gewährleistung) 1.500 € verlangen aber die realen Kosten im Schnitt darüber liegen.
Die einzig schlüssige Erklärung die mir noch bleibt: der Polestar 2 war viel zu billig kalkuliert und wurde zum Schnäppchenpreis rausgehauen. Der kleine schweizer Markt wurde mit 5 Jahren Garantie versehen, weil es dort einfach so üblich ist und man die Folgen als wenig dramatisch angesehen hat.
Das wird nun bei Folgemodellen korrigiert und der Polestar 2 bekommt (falls er überhaupt noch gebaut werden wird) eine saftige Preiserhöhung mit dem nächsten Facelift.
Ich bin mir überhaupt nicht sicher, aber mein Gefühl sagt mir, dass die Gewinnmargen bei BEV deutlich größer werden, wie bei „äquivalenten“ Verbrennern.
Wenn eine Erhöhung kommt, ist die möglicherweise nicht eher (überwiegend?) der Tatsache geschuldet, dass sie die Preise aktuell in die Höhe schrauben können und nicht zwingend weil sie es müssen?
Ich bin mir recht sicher, dass letzteres zutrifft.
Genauso stand in den „Prospekten“ zum Polestar 2 anfangs auch 3 Jahre Garantie für Deutschland, bevor man sich dazu entschlossen hat, sie doch auf 2 Jahre zu kürzen.
Somit hatte man einen „Joker“, später auf Kulanz dann +1 Jahr für etwaige Anfangsprobleme geben zu können.
Viele haben sich darüber gefreut, ich finde es eher eine Veräpplung der Kunden…
Man beachte aber bitte, dass diese Herstellergarantie anders als in Deutschland schon immer mit einer maximalen Laufleistung verknüpft ist: 5 Jahre oder 100’000km (was zuerst erreicht ist).
Jeder kann seinen individuellen, voraussichtlichen Gebrauch über die Zeit oder die durchschnittliche Laufleistung/Jahr damit verknüpfen…und zumindest Vielfahrer sind so in der Schweiz sicher nicht bevorteilt, zumal sie beim Kauf ja auch den „üblichen Währungszuschlag“ zahlen und von sowas wie BAFU nur träumen können.
Aber diese Diskussion hatten wir hier auch schon mal und sie ist so fruchtlos wie Vergleiche zwischen Äpfeln und Birnen, also bitte nicht wieder aufnehmen
Den Verweis auf die CH-Garantie hatte ich so verstanden, dass die dort gewährte 5-Jahres-Garantie ja in irgendeiner Form vom Hersteller kalkuliert worden seien sollte, und es deshalb ein schlechter Scherz ist, dass Polestar es seit 2 Jahren nicht schafft, eine (zukaufbare) Garantieverlängerung für D zu kalkulieren/anzubieten.
Ein Gegenhalten von KM-Limitierung, Währungs-/Preisaufschlag, Bafa-Förderung,… hat damit m.E. nichts zu tun - und ist eigentlich das von Dir (zu Recht) nicht gewollte vs.
Najaaaaaa…… Bei zwei Jahren Garantie mit „unbegrenzter“ Kilometerleistung dürften die Garantiefälle realistisch gesehen absolut mehrheitlich auch unter 100.000km liegen. Das Risiko für Polestar, auch mal mit 120.000km Garantie geben zu müssen, ist überschaubar. Dafür klingt „unbegrenzt“ aber toll
Ähnlich dem kostenlosen 3-jahres-Service, was erstmal toll klingt, aber effektiv nur 1x kostenloser Service ist, dessen Kosten auch noch überschaubar sind, weil beim E-Auto ohnehin kaum was gemacht werden muss.
Das mit der fehlenden Garantieverlängerung ist natürlich ärgerlich, aber wenn ihr mit dem PS2 zufrieden seid, wieso bestellt ihr euch keinen neuen und verkauft den aus der Garantie laufenden?
Ich bekomme im November meinen dritten PS2 und der hat dann auch wieder volle Garantie. Momentan ist das alles doch - sogar mit Gewinn - absolut easy.
Wirtschaftlich ist das die Ultima Ratio, darum mache ich das auch, aber es widerstrebt mir auch irgendwie. Jeder neue PS2 ist schlechter ausgestattet (Homelink, Pixel Led,…) und teurer. Ich hätte lieber ein Auto das ich dann länger fahren kann, so dass sich Investitionen wie Performance Upgrade, Tieferlegung und Folierung nicht so wie schnell verbranntes Geld anfühlen, weil man sie mutmaßlich beim Verkauf nicht bezahlt bekommt. Wenn ich das Auto länger fahren könnte wäre das Geld auch verbrannt, aber dann hätte ich auch länger etwas davon gehabt. Für wenige Monate lohnt sich das imo nicht.
Das ist organisatorisch eben auch ein Aufwand - wenn man Lust am Handeln hat und geschickt ist aber sicher nicht die schlechteste Alternative vor allem bei der aktuellen Marktlage.
Verkaufst du die Autos immer zeitgerecht privat oder lässt du das über Händler laufen?
Ich habe letztes Jahr im Oktober (eigentlich nur als Test, da ich neugierig war, ob das wirklich so ist wie man immer liest) ein Anzeige bei mobile.de eingestellt. Der Aufwand mit ein paar Fotos betrug weniger als 15 Minuten.
Innerhalb von 2h war das Auto verkauft und ich habe mir direkt wieder einen vorkonfigurieren PS2 bestellt, der schon in D war und innerhalb 3 Wochen geliefert wurde.
Beim Verkauf des alten wurde noch vereinbart, dass ich ihn noch nutzen darf bis der neue da ist.
Am Tag vor Übernahme des neuen wurde der alte von der Spedition abgeholt, der Kaufpreis war da schon 2 Wochen vorher überweisen worden.
Insgesamt habe ich bei dem Deal bei identischer Ausstattung knapp 3.000 Euro gut gemacht.
Ich habe Deine Antwort so interpretiert, dass Du die Gefahr siehst, einen nicht ordentlich funktionierenden Neuwagen zu bekommen.
Wovon ich dann abgeleitet habe, dass wenn Du einen (bereits) funktionierenden Wagen hast der dann ja auch immer funktionieren würde und Du deshalb keine Garantieverlängerung bräuchtest.
Ok, nächstes mal kennzeichne ich die Ironie
Stichwort „Badewannenkurve“.
Vorschädigungen, versteckte Fehler treten normalerweise recht schnell nach der Inbetriebnahme auf. Bei Polestar ist dieser Zeitraum deutlich verlängert und wird durch fehlerhafte OTAs verwässert, weshalb Viele nach der Garantieverlängerung schauen.
Darauf folgt normalerweise eine Phase der „Ruhe“, nach welcher sich dann wieder ansteigende Ausfälle („End of Life“) zeigen.
Mit jedem Neukauf setzt man sich zusätzlich (!) erneut dem vorderen Teil der Badewannenkurve aus.
Und genau deshalb und wegen der fehlenden Garantieverlängerung wäre es dann im dritten Jahr rückblickend vielleicht doch besser gewesen, sich ein Jahr vorher ein bisschen Stress gemacht und sich kostenneutral wieder einen Neuwagen mit voller Garantie beschafft zu haben.
Danke für die Metapher „Badewannenkurve“ bezüglich Auftretenswahrscheinlichkeit von Garantiefällen, die für mich allerdings in die weitgehend noch sehr „mechanische“ Periode der Fahrzeugwelt gehört, wo auch die „nicht-mechanischen“ Anteile (wie Elektronik-Hardware und Software) grossmehrheitlich über lange Zeit unverändert blieben und/oder bei Updates (in der Werkstatt!) nicht (allzu) „tief“ oder „vernetzt“ in die Systeme eingegriffen haben.
Mit der enorm komplexen und vernetzten Struktur der verschiedenen Systeme und wiederholt nachgereichten Updates (leider immer gleichzeitig sowohl für Fehlerbehebung(en) als auch Funktionserweiterungen…) via OTA bzw. Werkstatt und/oder nötigem Tausch von (fehlerhaften) Steuermodulen kann ich allerdings bei Fahrzeugen wie unserem eine „Phase der Ruhe“ immer weniger erkennen. Da ist das Vorgehen von @Nitrox / Carsten und andern sicher eine Option, aber längerfristig zielführend für alle Beteiligten (Hersteller, Käufer, Verkäufer, Wieder-Verkäufer, Werkstatt…) scheint mir das nicht zu sein.
Und damit wäre vielleicht auch das klassische Angebot von Garantie (-verlängerung) zu überdenken…aber wie? Ich weiss es nicht, vielleicht in Richtung eines „Service-Vertrages“, wie es in anderen einschlägigen Branchen zu finden ist?